RED CENTER nach DARWIN (20.7. bis 10.7.07)

"In Europa wär wohl niemand so bescheuert wegen ein paar riesigen Felsklötzen mitten in der Wüste eine 1250 km Schlaufe zu fahren, hier tut's jeder“

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f5/Red_Centre_Way_Map.png/640px-Red_Centre_Way_Map.png
Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f5/Red_Centre_Way_Map.png/640px-Red_Centre_Way_Map.png

In Europa wär wohl niemand so bescheuert wegen ein paar riesiger Felsklötze in roter Einöde eine 1250 km Schlaufe zu fahren, hier tut‘s jeder, wir auch. Und wer kein robustes Allradfahrzeug hat, kann‘s noch nicht mal als Schleife fahren und muss noch Hin- und Rückwege in Kauf nehmen. Dank Winter kletterten die Temperaturen tagsüber kaum über 20 Grad, leider sanken sie nachts aber auf um die Null Grad, bitter, bitter kalt! Vorteil: keine Moskitos nachts und die Anzahl der Fliegen tagsüber soll sich in Grenzen gehalten haben (ich kann dann aber gut verstehen, dass man sich so nen bescheuert aussehenden Hut mit Moskitonetz um den Kopf rum kauft, wenn‘s in den wärmeren Jahreszeiten noch mehr von den aufdringlichen Biestern gibt).

Vor noch gar nicht allzu langer Zeit wurde viel Land an die Aborigines zurückgegeben und die Namen der ansässigen Clans für die Sehenswürdigkeiten werden inzwischen auch verwendet. In den National Parks wird das ursprüngliche Brandmanagement wieder eingeführt (in der kalten Jahreszeit kleine Brände legen bevor es in der Trockenzeit dann alles vernichtende, verheerende Buschfeuer gibt) und einiges Wissen über Verwendung und Pflege von Flora und Fauna wird mit dem „Weißen Mann“ geteilt. Leider bietet sich den Touris in Alice ein ganz anderes, eher klägliches Bild von den Indigenous People. Trotz massiver Alkoholbeschränkungen in den Bottle Shops in Alice, Tennant Creek und Katherine sitzen tagsüber überall Grüppchen von Aborigines im Schatten und saufen sich genüsslich einen an. Weinkartons kann man erst ab 18.00 Uhr kaufen und auch dann nur 2l pro Person (wir hatten uns woanders immer mit einem günstigen 4 l Karton eingedeckt), an Aborigines soll auf Wunsch der Abo-Community eigentlich kein Alkohol verkauft werden, aber sie fahren im Taxi vor und lassen offiziell den Taxifahrer das Bier oder den Rum kaufen.

Reiseroute
Endlich mal wieder Wanderungen und Spaziergänge! In den West Macdonell Ranges haben wir uns diverse sog. Gaps und Canyons mit oder ohne Wasser angeschaut (u.a. Standley Chasm und eine superschöne Wanderung an der Ormiston Gorge).

Am Kings Canyon (Watarrka) haben wir die Wanderung am oberen Rand lang gemacht, wo das Gestein bienenstockartig erodiert ist. Erinnert fast schon an verfallene Mayabauten in Südamerika. Sehr beeindruckend die gerade, knallrote Abbruchkante am Canyon.

Den Ayers Rock (Uluru) haben wir umrundet, den Farbwechsel bei Sonnenauf- und untergang bewundert, aber auf Wunsch der Anangu nicht bestiegen (naja, außerdem geht‘s da verdammt steil rauf!) und Thomas war ja schon mal oben.

Bei den Olgas (Kata Tjuta) haben wir noch den Valley of Winds Walk gemacht, bevor wir den Felsmöckeln ade gesagt haben und zu unserer Free Camping Stelle am Mt Conner rausgefahren sind, wo man sich mit einem frechen Emu-Küken rumschlagen musste.

 

 

 

Den letzten Blick auf eindrucksvolle Gesteinsschichten gab‘s im Rainbow Valley schon wieder auf der Fahrt nach Alice Springs hoch.

Unterricht am Computerbildschirm und über Satellitenkommunikation bietet die School of Air in Alice Springs Kindern auf abgelegenen Rinderfarmen, Aboriginal Communities und in Nationalparks an. Hab ich mir natürlich nicht nehmen lassen, das mal zu besichtigen, Thomas musste mitdackeln.

Quelle: http://souvenirssa.com.au/product/stuart-highway-map-sticker/
Quelle: http://souvenirssa.com.au/product/stuart-highway-map-sticker/

Den Stuart Highway bis Katherine hochfahren ist eine stumpfsinnige Angelegenheit, die nur von wenigen Sehenswürdigkeiten unterbrochen wird. Wir haben keine Außerirdischen in Wycliffe Well gesichtet, sind dafür auf den Devils Marbles rumgeturnt und haben in verfallenen Wellblechhütten vom harten Leben der drover (Viehtreiber) erfahren. Höhepunkt war eine Übernachtung am Daly Waters Pub, dessen Erwähnung in Bill Brysons Buch Down Under wohl für noch mehr Bekanntheitsgrad gesorgt hat. Jedes freie Plätzchen an den Wänden dort ist gespickt mit entweder Fotos oder Studentenausweisen, signierter Unterwäsche, Cappies oder Thongs (Flip Flops) von Reisenden. Und jedes freie Plätzchen auf dem Campground mit Caravans, Campervans und Zelten. Langsam mussten wir auch Abschied von den genialen Outback-Dämmerungen nehmen, wobei der gesamte Horizont noch lange dunkelgelb oder rötlich nachleuchtet, je nachdem ob Sonnenunter- oder aufgang.

In der Katherine Gorge haben wir die ersten drei der neun hintereinander gereihten Schluchten mit einer unvermeidbaren Kanutour erkundet. Immerhin ein Sü?wasserkrokodil hat sich uns gezeigt, in der Salzwasser - Krokodilfalle hing gottseidank nur ein totes Wallaby als Köder.

Obwohl die Tage und Nächte nach Norden hin wieder deutich wärmer wurden, haben wir uns in den heißen Quellen bei Mataranka und an den Douglas Hot Springs aufweichen lassen. Etwas frischer war das Bad in den Wasserfällen bei den Edith Falls und den Wangi Falls und Florence Falls im Litchfield NP.