Zwischenbericht

Geburtstag auf der Cape York Halbinsel

Tja, Geburtstag auf der Cape York Halbinsel feiern, heißt kein Internet um Mails zu checken, kein Handy-Signal um Anrufe zu empfangen, keine Party mit Gästen, nix. Sind am Dienstagmorgen im Nieselregen von einer Cattle-Station (Bramwell-Station), bei der man übernachten kann, aufgebrochen. Die Straßen weiter nördlich war‘n ordentlich aufgeweicht und es war eine mächtige Schlitterpartie, ich war dran zum Fahren an dem Tag.
Wie im Schneematsch, also ohne Gegenverkehr und Bäumen im Weg eigentlich spaßig. Dann einen holprigen, einspurigen Abstecher ans Meer zu Captain Billys Landing (bei dem ich leider den Seitenspiegel an einer runterhängenden Liane abgefahren hab, aber Scherben bringen doch Glück, oder?) und überraschenderweise sonniges Wetter an dem Strand, wo man aber nicht baden kann. Die Krokodilwarnschilder sind mit dem deutschen Wort Achtung versehen, die Deutschen scheinen die Statistik als Krokfutter anzuführen, noch vor den Australiern. Danach ging‘s für die Nacht zu den Twin Falls und den Fruit Bat Falls. Wasserfälle, an denen man baden kann, in dem schwülwarmen Wetter eine willkommene Abkühlung.
Der Ausflug zum nördlichsten Zipfel war eigentlich nix besonderes, aber das Campen am Beachfront ist schon nett, für einen schönen Sonnenuntergang leider etwas zu bewölkt. Die Zeit scheint hier oben langsamer zu laufen, die Leute, die sich die 1000 km über Dreckstraßen hier hoch gequält haben, ein besonders angenehmes Völkchen. Eigentlich kommt man scheint‘s zum Fischen hierher, wir ham aber keine Ahnung vom Angeln. Bekommen aber von unseren fischenden Nachbarn auf dem Campingplatz frischen Fisch geschenkt.
Hatten schon gebratenen Fisch, nen Fischcurry und heut probier‘n wir mal roh eingelegten Fisch in Zitronensaft mit Knoblauch und Chili, mal schaun, ob das schmeckt.
Legen heute einen faulen Tag in Seisa ein, einer Aborigine Kommune. Gestern Abend war'n wir bei der "Tropical Night" im hiesigen Fishing Club: Burger für 5 $ und Live Music, die Mädels haben ein bisschen südseemäßig getanzt, sind ja hier alles Torres Strait Insulaner. Das halbe Dorf war versammelt, weil‘s Alkoholausschank gab, die haben ne Lizenz für freitags und samstags bis um 22.30 Uhr. Ansonsten gibt‘s hier recht strenge Einschränkungen. Wir haben eigentlich etwas zu viel Wein mitgebracht, haben die Vorräte aber inzwischen auf die erlaubten 2 Liter dezimiert.
Das Wetter spielt leider nicht so mit, viel Regen und das in der Dry Season, ungewöhnlich sagen die Einheimischen schon seit Wochen!
Meine rudimentären Krankenschwester-Kenntnisse durfte ich anbringen, als Thomas mit dem Taschenmesser abgerutscht ist beim Kokosfleisch aus der Nuss rausschälen. Und ich sagte noch: Vorsicht! Der Blutstrom ließ sich aber mit Druck auf eine Kompresse überraschend schnell stillen, danke Fif, es war noch eine aus deiner Reiseapotheke und schon nach 24h sah das ganze wunderbar verheilt aus. Er rupft schon wieder mit bloßer Hand an neuen Kokosnüssen die äußere, faserige Schale ab, ich brauch dazu nen Schraubenzieher. Harte Arbeit, ich sag‘s euch. Aber dann am Maul reinbohrn, auf die Stirn klopfen, also die Kokosnuss und das Fleisch rauslösen. Und die liegen hier überall für umsonst rum!
Diese Mail werd ich abschicken, wenn wir wieder in der Zivilisation angekommen sind, aber heut hatt ich Zeit zum Tippen.