Die nächste Station nach Cuzco sollte der Titicacasee auf 3800m sein. Wir beschlossen die recht touristisch orientierten (schwimmenden) Inseln bei Puno links liegen zu lassen und mit einem Nachtbus gleich bis zur bolivianischen Grenze durchzufahren und uns in Copacabana ein wenig auszuruhen und auzukurieren. Das kleine Örtchen Copacabana ist zwar auch recht touristisch, aber hat trotzdem seinen Charme mit den wortkargen bis unfreundlichen Marktverkäuferinnen, den vielen kleinen Cafes und Restaurants, die alle frische Trucha, also Forelle aus dem See anbieten, nicht verloren.
Außerdem durften wir den „Censo“ erleben, eine Volkszählung, die alle 10 Jahre durchgeführt wird. An diesem Tag werden die Grenzen geschlossen und es herrscht Ausgangsverbot, das von der Polizei und dem Militär mehr oder weniger streng überwacht wird, d.h. auch alle Läden und Restaurants sind geschlossen. Wir waren die einzigen in unserem Hotel und wurden von den Volkszählern mit Formularen auch befragt: so wichtige Fragen wie aus welchem Material unser Haus, das Dach und der Boden bestehen. Nicht alle Touris mussten sich befragen lassen, wusste wohl keiner, wie genau mit uns vorzugehen ;-)). Auch abends noch war es schwierig an Essen zu kommen, wir durften heimlich hintenrum in ein Restaurant und der Wirt meinte, wenn die Polizei kommt sollten wir sagen, dass wir Freunde sind und nix zahlen. War ein netter Abend mit den beiden Spaniern Edu und Veronika, die wir vom Salkantay Trek kannten.
Mit einem Tag Verspätung (nein, auch Boote und Busse fahren da nicht!) setzten wir mit leichtem Gepäck zur autofreien Isla del Sol über, die der Legende nach Geburtsort des Sonnengottes der Inka war, bevor er nach Cuzco zog. Die Hügel sind von vielen Terassen überzogen, es existieren diverse Inka-Ruinen und es gibt deutlich mehr freilaufende Schweine als Hunde. Wir landeten bei fantastischem Wetter mit der Fähre im Norden in Challapampa und bezogen ein sehr einfaches und billiges Quartier im Refugio del Wiracocha, aber mit fantastischem Ausblick. Fürs Mittagessen wanderten wir auf dem Camino bajo bis in die nächste Bucht nach Challa und waren froh, dass wir eine Hostalbesitzerin fanden, die uns eine leckere Trucha zubereitete. Für Strand wars leider etwas zu kühl.
Am nächsten Tag wollten wir auf einem alten Inkaweg, dem Camino del Sol, in den Süden wandern. Etwas karg die Landschaft, aber schöne Blicke über die Insel und den See. Mit zunehmendem Ärger mussten wir aber feststellen, dass jedes der drei Dörfchen auf der Insel „Wegezoll“ oder „Eintritt“ für die Ruinen am Wegrand verlangt, alle naslang steht jemand da mit einem offiziellen Block mit Eintrittskarten. Durch die letzte „Kontrolle“ mit wuchtigen, älteren Damen in wallenden Röcken zwängten wir uns einfach so durch, da sie unsere Karten nicht anerkennen wollten.
Deshalb fuhren wir noch am gleichen Mittag mit einem von einer bolivianischen Großfamilie gecharterten Boot wieder zurück. Die 86jährige Großmutter (auch dabei) hatte über 30 Jahre verteilt 12 Kinder in die Welt gesetzt. Auf der zweistündigen Überfahrt mussten wir auf spanisch Rede und Anwort stehen über das Leben in Deutschland, warum wir keine Kinder haben und wie wir zu katholischen Kirche stehen. Puh! Am nächsten Morgen gings weiter nach La Paz.