Nein…. nicht wie vielfach angenommen die Haupstadt von Bolivien, sondern „nur“ der Regierungssitz. Aber die Lage ist einmalig, eigentlich ein bisschen wie Stuttgart, ein riesen Talkessel. Thomas meinte bemerkt zu haben, dass es wohl keine ebene Straße in La Paz gibt, da sie sich entweder vom Kesselrand zur Mitte neigen oder von Norden nach Südwesten hin abfallen. Und selbst in den steilsten Hanglagen ist alles bis ins letzte Zipfelchen bebaut. Wenn die Sonne scheint, blenden einen die blitzenden und glänzenden Wellblechdächer, nachts bilden die gelblichen und bläulichen Straßenlampen ein interessantes dreidimensionales Gebilde.
Ansonsten gabs nicht viel Interessantes in der Stadt. Wir wurden Zeuge des Fahnenhissens am Plaza Murillo. Dazu liefen um kurz vor 18.00 Uhr eine Reihe rotbekittelte Soldaten auf, es ertönte eine Musik und wir (und andere Unwissende auf der Treppe Sitzende) wurden von einem grünbekittelten Soldaten dazu aufgefordert gefälligst aufzustehen. Mags wohl die Nationalhymne gewesen sein? Ansonsten stapeln sich auf dem Platz nur Tauben und Taubenfütternde und Fotografen, die einen beim Tauben füttern fotografieren.
Etwas außerhalb der Stadt gibt’s das Valle de la Luna, eine Touriattraktion, für die durch erodierte Gesteinsformationen ein künstliches Weglein gebaut wurde, nix besonderes eigentlich! Aber irgendwo müssen sie den Gringos ja das Geld aus der Tasche ziehen.
Apropos… die eigentlich größte Touriattraktion von La Paz ist das Befahren des „Camino de Muerte“ mit dem Rad: Die 1930 gebaute schmale Schotter-Straße nach Coroico fällt insgesamt ca 3000m ab und bei starkem Regen sind dort schon viele Fahrzeuge in den Abgrund gestürzt. Heute gibt es eine moderne asphaltierte Straße außenrum und zig Touranbieter lassen ihre Tourigruppen mit mehr oder weniger Speed die alte Straße runterfahren. Dieses Unterfangen konnte nur einen von uns begeistern! Muss aber auch eine traumhaftes Panorama gewesen sein, wenn man sich drauf konzentrieren kann, oder Thomas?
Das autentischste Erlebnis war eigentlich gleich am ersten Samstag Abend, als wir versuchten einfach ein gemütliches Bierchen in einer Kneipe trinken zu gehen. In einem Pseudo-English-Pub war nicht viel los und das schlechte Bier war teuer. Etwas weiter fanden wir eine dunkle, verrauchte (anders als in Columbien, Equador uns Peru herrscht hier kein Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden!) Einheimischen Trinkhalle, in der bolivianische Musik lief und die schlechten einheimischen Musikvideos dazu auf Großleinwand gezeigt wurden. Um die Tische saßen Gruppen von Bolivianern mit glasigen Augen und entrücktem Blick, in der Mitte der Tische stapelten sich die 600 ml Bierflaschen. Der Ober, schick mit weißem Hemd und schwarzer Weste, versorgte aufmerksam und flott mit weiterem Gebräu oder Starkstrom. Alle, die das Etablissement verließen, schwankten mehr oder weniger stark, abgesehen von uns natürlich. Prost.