OK. Vielleicht war's doch gar nicht so schlecht, dass wir nur eine Nacht in Fortaleza hatten, denn als wir am Freitagnachmittag nach einer Fahrt mit dem Allrad-Transporter durch die Dünen in Jeri (kurz fuer Jericoacoara) ankamen, brauchten wir knappe zwei Stunden, um eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Und das auch nur, weil der der Wirt uns eine Nacht zum Nebensaisonpreis in einem Zimmer schlafen ließ, das ab dem nächsten Tag schon gebucht war. Wir waren in die absolute Hochsaison dort geraten: Nicht nur die Wochenend-Ausflügler aus Fortaleza sondern auch die Schulferien im Juli in Europa und Brasilien lassen die Preise in dem sonst wohl ruhigeren Ort hochschnellen. Nachdem wir den Sonnenuntergang überm Meer (eine seltene Angelegenheit an der Atlantikküste von Südamerika!) mit Menschenhorden von der Düne aus bewundert hatten, zogen wir nochmal los und fanden ein einfaches Zimmer in der Pousado do Veio, das eher unserem Budget entsprach.
Auch hier kann man natürlich diverse Ausflüge mit dem Buggy in die Dünen und zu Lagunen machen, was wir uns wegen unserer Buggyfahrt in Natal sparten. Dafür liefen wir einmal am Strand lang zum Felsen Pedra Furada und posierten für Fotos. Abends wurden auf dem Strand immer die Cocktailbuden aufgebaut und laute Musik wummerte über den Sand. Es war ganz schön was los dort und diverse Reisebüros boten Privattouren im Jeep von Jeri über das Delta des Parnaíba zu dem Nationalpark Lençois de Maranhenses an. Wir überlegten kurz mit einem argentinischen Pärchen für diese Strecke zusammen zu reisen, verwarfen es der Kosten wegen aber schnell wieder. Das Problem in dieser Ecke von Brasilien sind schlechte Straßen und nicht abgestimmter öffentlicher Transport unterschiedlicher Firmen über Bundesstaatsgrenzen hinweg. Nach 4 Nächten in Jeri beschlossen wir trotzdem, das Ganze mit Bus und Collectivos anzugehen.
Am ersten Reisetag kamen wir bis abends um 8 Uhr gerade mal bis Parnaíba, nach 3 Stunden Wartezeit am „Busbahnhof“ von Camocin. Der „Anschluss“-Bus hatte anderthalb Stunden Verspätung (und in Deutschland beschwert man sich schon bei 10 min Verspätung der Bahn!). Die Absteige in dem Ort vergessen wir lieber mal ganz schnell!!!! Weiter ging's am nächsten Morgen mit dem Bus nach Tutoía, nicht unbedingt ein Touristenort, aber vielleicht gefiel es uns ja gerade deshalb dort ganz gut. Wir fragten an wegen einer Bootstour am nächsten Morgen ins Flussdelta, es war aber keine Gruppe da, mit denen wir das Boot hätten teilen können. Am nächsten Morgen klopfte es um 9 Uhr an unsere Tür in der Pousada, ob wir mitfahren wollten, es gäbe jetzt doch noch Andere. Also in 5 Minuten alles zusammengerafft, die 300m zum Hafen gefahren worden, los ging's mit 5 Brasilianern und natürlich keinem bilingualen Kapitän. Er gab sich aber viel Mühe uns immer klar zu machen, wie lange man wo bleibt. Es ging vorbei an rostigen Schiffswracks und einer Schlammbank in den Mangroven, wo wir beim zweiten Anlauf Seepferdchen fanden. Wir durften auf Sandbänken und in surrealen Sandduenenlandschaften spazieren gehen und ein Bad im Meer nehmen. Dann musste ein bisschen Zeit mit Mittagessen und Schlafen bis zum Sonnenuntergang verbummelt werden, wenn die Guarás zu ihren Schlafplätzen in den Bäumen im Delta zurückkehren. Die Vögel sind intensiv rot und bieten ein nettes Schauspiel wie sie sich beim Anflug in Gruppen gegen den hellblauen Himmel abheben, einzeln nach unten ausscheren um dann nur noch als ein Haufen roter Punkte im grünen Gebüsch ausgemacht werden zu können. Dann auf der Rückfahrt noch ein fotogener Sonnenuntergang mit Palmen. Ein gelungener Tag!
Am nächsten Morgen ging's morgens auf einer Sitzbank auf einem offenen Pritschenwagen nach Paulino Neves, einem Kaff mitten im Nix. Fehlinformiert mussten wir um 10 Uhr morgens feststellen, dass es doch keinen Linienverkehr nach Caburé gibt und dass der zweite und letzte Allrad-Transport an dem Tag nach Barreirinhas eine halbe Stunde vorher losging. Wir hatten Glück und durften bei einer Großfamilie als zahlende Passagiere mitfahren, die für einen Tagesausflug den Pritschenwagen mieteten. Dafür brachten wir dem kleinen Sohn ein wenig Englisch bei, beach und so :-).
Nach einer Fahrt über einen wüstenähnlichen Strand mit Holzstrünken und Felsen rechts und wilden Eselgruppen links kamen wir im windzerzausten und sandigen Caburé an. Dort wohnt aber eigentlich niemand und wir mussten zähneknirschend in einer der vier Tourinepp-Pousadas auf den Sanddünen absteigen und für ein zugegeben sehr leckeres Abendessen tief in die Tasche greifen.
Schon am nächsten Morgen ließen wir uns mit dem Boot nach einem Abstecher zum Leuchtturm von Mandacaru nach Atins bringen, einem weiteren Ort ohne asphaltierte Straßen in den Sanddünen. Dort wohnen aber wenigstens gute 1000 Leute, aber viel Infrastruktur ist dort auch nicht vorhanden. Im einzigen Restaurant war die Familie am Sonntagabend mit 15 bis 20 Gästen so komplett überfordert, dass nicht nur wir etwa 1 ½ Stunden aufs Essen warten mussten.
Der Linienverkehr nach Barreirinhas, wieder ein offener Allradpickup mit 20 Leuten auf den Bänken auf der Pritsche, holperte wieder über unebene Sandwege, fuhr über hohe, weiße Dünen mit Blick über Lagunen, rumpelte über steile Abfahrten und durch über 1m tiefe Wasserlöcher oder mühte sich, um nicht im Schlamm stecken zu bleiben, die Zweige drohten Thomas immer wieder ins Gesicht zu peitschen. Nach knappen zwei Stunden kamen wir endlich an den Ort, der uns schon in Foz de Iguazu als Ausgangspunkt zu den sog. Lençois (Bettlaken) Maranhenses wärmstens ans Herz gelegt wurde. Auf Fotos bei Google sieht man immer intensiv blaue Lagunen in strahlend weißen Sanddünen (übrigens nur aus dem Flieger so zu bewundern). Das ganze hier ist aber Massentourismus pur, hier werden die Horden von Tourigruppen, Brasilianer aus dem ganzen Land, Franzosen und auch zum Schutz vor der Sonne ganzkörpermaskierte Japaner zu Halbtagesausflügen durch die Dünen gekarrt oder den Fluss nach Caburé runtergeschippert. Nachdem wir uns kundig gemacht hatten, beschlossen wir nach unseren bisherigen Erlebnissen auf diese Tour zu verzichten und hätten auch gerne auf die Nacht in der moskitoreichen, aber ausnahmsweise mal günstigen Absteige Pousada Terral (ausgesprochen Tehau) verzichtet, mussten aber bis 9 Uhr auf den nächsten Bus nach São Luis warten.