Nachdem Thomas' Strandhunger in Rio ein wenig gestillt wurde, fuhren wir mit dem Nachtbus landeinwärts nach Ouro Preto, einer ehemaligen Goldminenstadt. Unser Bus kam überpünktlich Sonntag morgens um 6.30 Uhr an und wir machten uns in den steilen kopfsteingepflasterten Sträßchen mit allem Gepäck auf die Suche nach einem Kaffee. Frisch gestärkt klingelten wir dann um 8 Uhr an der Hosteltür, wurden aber erst knappe 2 Stunden später erhört und rein gelassen (vielleicht hätten wir doch in einer der zahlreichen „Republicas“ - Studentenverbindungs-Häuser- mal klingeln sollen und fragen, ob wir dort unter kommen können, die bieten wohl Betten an). Am Abend vorher muss ein rauschendes Fest in den Straßen stattgefunden haben, wovon noch die leeren Plastikbecher, die Wein-Flaschen und die Limettenabfälle im Rinnstein zeugten und die verschlafene, englischsprechende Wirtstocher erzählte, dass eine riesige Gruppe erst um 5 Uhr morgens ausgezogen wäre. Sie war dann auch die paar Tage für uns als einzige Gäste im Hostel zuständig und bereitete liebevoll das Frühstück immer pünktlich um 8 Uhr morgens zu bevor sie an die Uni musste. Wir machten uns aber immer erst gegen 9 Uhr über die natürlich inzwischen erkalteten Rühreier her, waren aber trotzdem dankbar. Tagsüber keuchten wir also die steilen Straßen und Gassen zwischen den insgesamt 13 Kirchen bergauf und bergab und froren nachts erbärmlich, weil es in knapp 1200m Höhe doch recht kühl war. Also genug historische Luft von hingerichteten aufständischen Zahnärzten (Tiradentes) und versklavten Minenarbeitern in Ouro Preto und Mariana geschnuppert, also wieder ab ans Meer.
Erste Station war Araial d'Ajuda, ein Tourinest, wo wir dank einer aufdringlichen Zimmervermittlungsdame recht günstig in einer kleinen Wohnung mit Küche unter kamen. Allerdings beschallte uns die gegenüberliegende Bar meist bis früh morgens mit Forró-Livemusik und Tanz. Bei Ebbe konnte man die Riffreste vor dem Strand begutachten, bei Flut blieb vom Strand kaum noch was übrig, war eh fast über die gesamte Breite von Strandbars und Restaurants mit Tischen und/oder Strandliegen eingenommen. Mal hatte man Glück und die flotten, dunklen Wolkenfronten zogen an einem vorüber, einmal mussten wir aber auch schnell in eine dieser Strandkneipen vor einem Wolkenbruch flüchten. REGENZEIT! Ja, und endlich (Julias Meinung, Thomas trauert den argentinischen Fleischbergen hinterher) sind wir wieder in Regionen, in denen mehr Fisch gegessen wird: eine Moqueca, ein Fischeintopf mit Palmöl in Kokossoße, der noch brodelnd in einem Tontopf serviert wird, ist eine solche Spezialität, die wir hier probierten.
Zweite Station am Strand machten wir in Itacaré, einem Surfer Dörfchen, (in dem wohl auch die brasilianische Präsidentin Dilma ihren Urlaub in einem der Resorts verbringt), das aber auch für die Backpackerszene günstige Unterkünfte bietet und eine sehr entspannte Atmosphäre, nur sehr ruhig in der Nebensaison. Muss umgeben sein von einigen Traumstränden mit weißem Sand und Palmen, allerdings zogen wir es vor, bei drohendem Regen schnell wieder zurück laufen zu können, blieben also an einem der vier ortsnahen Strände. Zumindest am letzten Tag hatten wir Sonne pur und es war ordentlich heiß am Strand. Am 12. Juni machten für uns überraschenderweise alle Bars und Restaurants auf, denn dann findet der brasilianische Valentinstag, der Dia dos Namorados, statt. Wir ließen uns von einem lampenschwingenden Energiebündel mit Rastazöpfen hinter einer Frucht- und Flaschen-beladenen Theke in der Jungle Bar zu einem großzügig gemischten Caipirinha verleiten und genossen diesen zu Michael Jackson Klängen.