Als wir gegen halb sechs Uhr morgens noch im Dunklen von dem sandigen Berg hinter der Stadt runter fuhren, konnte auch der schöne Blick über die erleuchtete City die Stimmung nicht heben. Der Rucksack und sein Inhalt waren und blieben verloren (s. Aktuelles vom 14.12.). Die Stadt schien wie ausgestorben als wir im Morgengrauen Richtung Hostel zogen. Es war ein nettes Hostel, aber leider wurde Thomas in der ersten Nacht von Bettwanzen quasi aufgefressen und reagierte allergisch auf die vielen Bisse im Kopfbereich, d.h. die Augen schwollen zu und er sah drei Tage lang etwas zombie-maessig aus. Ein Unglück kommt selten allein.
Die nächsten Tage waren geprägt von der Suche nach einem Ersatz für den Laptop und nach Campingausrüstung (s.u.*) auch in der Freihandelszone Zofri. Warum es hier einen riesigen Dutyfree-Komplex gibt, erklärt vielleicht die Tatsache, dass der Norden von Chile im Salpeterkrieg (s. Wikipedia) heiß umkämpft war und die Diskussionen bis heute anhalten. In den riesigen secondhand- Hallen vom Mercado Agro hätten wir über früher oder später wahrscheinlich unser eigenes Zeug wieder finden und erstehen können.
(*Da hier die Feiertage anstanden, die 2-monatigen Sommerferien schon begonnen hatten und damit die Hauptreisezeit hier beginnt und die Preise wie erwähnt eh schon budget-sprengend sind, haben wir uns überlegt bei gutem Wetter hier durchaus im Zelt in dünnen Schlafsäcken auf Isomatten schlafen zu können. Der Rucksack ist jetzt um einiges voluminöser. Man wird seh'n wie oft wir es benutzen werden.)
Ansonsten gibt’s hier nicht viel zu sehen, die Geisterstadt vom Nitratabbau (Humberstone) interessierte uns nicht, dafür verbrachten wir einige Zeit am Strand, wo man durchaus mal den einen oder anderen Seehund zwischen den Bodysurfern entdecken kann. Das Wasser könnte aber ein paar Grad wärmer sein, der Humboldtstrom lässt gruessen.
Im Gegensatz zu einem misanthropischen Mitreisenden aus den Staaten, der uns für die Zeit in Iquique adoptiert zu haben schien, finden wir nicht alle Chilenen dumm und zurückgeblieben, auch wenn wir das chilenische Spanisch kaum verstehen. Nichtsdestotrotz gibt es Merkwürdigkeiten hier, die wir noch viel weniger verstehen:
z.B. gibt es im Supermarkt 1l Bierflaschen aus Plastik oder Glas, letztere natürlich Pfandflaschen, für die man zwar das Pfand (und das nicht zu wenig) bezahlt, aber man kann die Flaschen nicht wieder abgeben, um das Pfand zurückzubekommen. Komisch, oder? Geht man aber in eine sog. Botilleria, bekommt man Pfandmärkchen und bei Rückgabe das Pfand auch wieder zurück. Geht doch!
Ein anderes Mal standen wir in der Elektronikabteilung eines Kaufhauses auf der Suche nach einem mp3 Player, die hier immer in Vitrinen liegen und selten preislich ausgezeichnet sind. Zwei Verkäuferinnen bedienten zu zweit einen Kunden, standen auf Nachfrage für eine Auskunft nicht zur Verfügung, neben dran langweilten sich 5 Verkäuferinnen zu Tode, waren aber ausschließlich für die Computer zuständig. Wir verließen unverrichteter Dinge die Abteilung ohne Gerät.
Das Beste an Iquique abgesehen vom Strand war die Fischsuppe im Markt. Lecker!