Navimag Schiff Puerto Montt – Puerto Natales (25. - 28. Januar 2013)

Frei nach einem Zitat aus dem Lonely Planet Reiseführer ist

  • The Good (das Gute) an der Navimag, dass es inzwischen überhaupt ein Schiff gibt, das einen über 1000 km von Puerto Montt aus bis fast ganz in den Süden von Chile nach Puerto Natales bringt und einen dabei durch die südchilenischen Fjorde schippert.

  • The Bad (das Schlechte) wenn man so will ist, dass es sich bei der Navimag um ein Fähr- und Frachtschiff handelt, also kein Luxus an Bord, und die Fracht kann aus stinkenden Viechern bestehen.

  • The Ugly (das Scheußliche) hätte sein können, man kommt in schlechtes Wetter und teilt sich die Unterkunft nicht nur für vier Tage und drei Nächte mit stinkendem Vieh, sondern muss auch Seekrankheit und kotzende Bettnachbarn in Kauf nehmen.

Um an die Südspitze von Südamerika zu kommen, hätten wir entweder lange Busstrecken auf der argentinischen Seite einmal runter und dann dasselbe wieder hoch fahren müssen (gähn) oder uns auf der chilenischen Seite irgendwie die teilweise nicht asphaltierte sog. Carretera Austral entlang quälen müssen (ohne eigenes Fahrzeug auch unpraktisch und man ist am Ende noch nicht so weit südlich). Oder eben mit der Navimag in den Süden.


Quelle Karte:http://www.cruiseschile.com/images/navimag/canales_patagonicos/mapa ruta n

Die günstigste Unterkunft dort ist in einem 20er Schlafsaal ohne Fenster in Stockbetten. Es gibt aber mit etwas Glück auch Last Minute Angebote, bei denen man etwas weniger als für das Stockbett zahlt und dafür in einer Viererkabine mit Fenster untergebracht ist. Diese Möglichkeit eröffnete sich uns in Pucon, weswegen wir einen attraktiven Teil des Lake Distrikts in Chile überspringen mussten, den aber auf der Reise in den Norden noch nachholen werden.

Zusammen mit etwa 180 anderen Reisenden im Einheitslook (Wanderschuhe, Trekkinghosen, wetterfeste Jacken und Mützen und Rucksack) bestiegen wir am Freitag Mittag die Fähre in Puerto Montt und warteten bei strahlendem Sonnenschein auf dem Deck auf das Ende des Verladens und das Ablegen. Ein Glück, keine Rinder oder Schafe als Fracht!!! Und dann gings los, vorbei an der Insel Chiloe und einigen schneebedeckten Vulkanen auf dem Festland. So weit südlich ging die Sonne erst nach unserem Abendessen in der zweiten Schicht so gegen zehn Uhr abends unter und bescherte uns eine romantische Abenddämmerung.

Die vier Tage waren so ein bisschen ein Vorgefühl auf Altersheim: Man lebt von Frühstück zum Mittagessen zum Abendbrot, schaut sich schon morgens auf dem Tagesprogramm das Menu an und überlegt, an welchen der angebotenen Programmpunkte oder Vorträge (z.B. Schiffsknoten knüpfen lernen) man teilnehmen wird. Fährt das Boot an einer interessanten Strecke vorbei (besonders eng, besonders malerisch, am Tempano Gletscher), drängen alle mit den Fotoapparaten aufs Deck. Sehr nett die Anekdote von einem griechischen Zuckerdampfer, der von der Besatzung aus versicherungstechnischen Gruenden versenkt werden sollte (den Zucker waren sie wohl in Uruguay schon losgeworden) , aber er sank nicht, wels dort sehr seicht ist. Auch die chilenische Marine schaffte es in einem Manoever nur es weiter zu durchloechern, aber auch nicht zu versenken, also noch ein Highlightchen auf der Fahrt der Navimag.

Ab und an kommt man ins Gespräch mit den Mitreisenden, so z.B. eine zehnköpfige deutsche Reisegruppe, die eine Kompletttour 28 Tage Patagonien XXL gebucht hatten. Beim Abendprogramm (z.B. der Film „Marsch der Pinguine“ oder das Bingo am letzten Abend, bei dem es die Gewinne nur nach einer Tanzeinlage gab) vernichteten wir unsere bescheidenen mitgebrachten (war erlaubt!!!) Weinvorräte. Bei Anderen erinnerte die Fahrt teilweise an die Fähren in der Ostsee, auf denen Schweden den günstigen Alkohol in Strömen genießen. Weniger zurückhaltend waren wir beim Essen, das es ausreichend gab. Und klar waren wir nicht die Einzigen, die dort ihre Nescafe- und Teebeutel für das Trecken im Torres del Paine NP hamsterten.

Ja und Fotos von den Fjorden haben wir natürlich einige gemacht: mal waren die begrenzenden Hügel mehr graue Schemen im Nieselregen, mal gegen Süden hin hatten sie immer häufiger Schneekappen, von denen sich kleine Wasserfälle nach unten schlängelten.Und wo patagonisches Wetter mit Sonne und Regen, da auch Regenbögen. In der Bugwelle tummelten sich immer wieder Delfine, kamerascheu, leider; die Seelöwen und Kormorane oder Pinguine tauchten immer schon in großer Entfernung weg.

Insgesamt empfehlenswert? Auf alle Fälle! Vor allem der Gletscher war beeindruckend.