Nach herrlichen Tagen in Valdivia bei der Verwandtschaft, während derer wir verwöhnt wurden (mehr dazu später) machten wir uns auf ins chilenische St. Moritz, wo jeder Chilene, der was von sich hält, sich wohl um eine Zweitresidenz dort bemüht. Wir kamen etwas weniger mondän auf dem Campingplatz am Sportboothafen von Pucon unter. Wunderbar schattige Plätzchen, jedes mit einem Picknicktisch ausgestattet und ausreichend mobile Grills für alle. Unsere kleine schwarze Katze kam auch immer zum Schmusen. Und direkt am See.
Hinter dem Ort thront der 2800m hohe Villarica-Vulkan mit einem laut Thomas perfekt geformten, schneebedeckten Krater. Im Örtchen selbst herrschen auf der Flaniermeile alpin anmutende Holzhäuser vor und in jeder zweiten Tür werden Outdoor-Aktivitäten angeboten. Im Winter geht man zum Skifahren her.
Wir liehen uns an einem Tag Fahrräder und fuhren zum 25 km entfernten Lago Caburgua. Unterwegs reagierte ein chilenischer Fahrradfahrer eher belustigt über meine panischen Versuche – schwitzend und das schwere Rad den Berg hoch schiebend – nicht von einer der hier unverschämt großen und hartnäckigen (Fliegen)-Bremsen mit orangem Fellbesatz am Thorax gestochen zu werden. (Bei einer weiteren Panikattacke hatte ich sie bereits in Valdivia Fliegenbremse getauft - eine Verballhornung der englischen Bezeichnung Horsefly und der deutschen Bremse eben -, während ich beim Ausweichmanöver auf dem Bürgersteig sehr zur Belustigung von Thomas eine Tanzeinlage aufführte. „Not amused“ war der dort dann allerdings als die sich auf seinem Arm niederließ und den Rüssel ausfuhr, erwischte sie aber noch vor dem Stich).
Aber zurück zur Radtour, bei der ein Bad am Playa Blanca des Lago Carburgua dann Abkühlung bescherte. Dafür kam der „Salvavida“ (steht auf den T-Shirts der Rettungsschwimmer ist aber wohl korrekter übersetzt mit Rettungsring) dann für Thomas zu einem Einsatz- nein, nein, schwimmen kann er ja, aber da war wohl eine ertrinkende Biene im Wasser und den Stich vertrug sein Finger nicht so gut und schwoll an. Und hier kam jetzt der Salvavida zum Einsatz und brachte Eis und eine Salbe. Ja, alles nicht so schlimm. Auf dem Rückweg konnte sich allerdings mein Allerwertester nicht mehr so recht mit dem Sattel anfreunden und mit dem starken Gegenwind war es nicht nur für mich mühselig zu strampeln sondern auch für Thomas mein Motzen zu ertragen.
Ja... und dann kann man da noch den Vulkan besteigen, der Berg rief Thomas von Tag zu Tag immer lauter... aber als es dann ans buchen ging, tat plötzlich seine Kreditkarte nicht mehr und es brauchte sein Zeit um herauszufinden, dass sie wegen einer versuchten betrügerischen Abhebung von 1500 Euro gesperrt wurde. Mist!
Den nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus nach Villarica und konnten von dort endlich mal einen Blick mit See vor Vulkan erhaschen. In der zunehmenden Hitze zog sich der Weg zum Aussichtspunkt aber, und im Bus zurück litten alle bei gefühlten 45 Grad in stickiger Luft. Nachts kam dann ein stürmischer Wind auf, so dass ich schon dachte, dass dicke Äste aufs Zelt krachen werden oder es demnächst prasselnd zu regnen anfängt. Nix da, der Wind brachte für das Wochenende nur noch mehr Hitze. Ist wohl so ein Phänomen wie der Föhnwind und wird hier mit einem Wort der hier ansässigen Mapuche-Ureinwohner „Puelche“ bezeichnet.
Mit der von den abreisenden Argentiniern freundlicherweise dagelassenen Holzkohle grillten wir mit einem frisch angekommenen deutschen Pärchen abends für hier typische Würstchen, die Longanizas, mit Paprika und Knoblauchgeschmack, köstlich und probierten das patagonische Australbier, das meine Tante uns empfohlen hatte. Ein sehr gelungener Abend.
Den letzten Tag wollten wir noch am Strand verbringen, aber die Sonne knallte so erbarmungslos auf den dunklen Vulkankies am Ufer, dass es sogar dem Chefe de la Playa (Thomas) mittags zu warm wurde. Der immer noch blasende Wind hatte das Tiefenwasser des Sees so aufgewühlt, so dass das ersehnte Bad im See eher einem eisigen Tauchbad in der Sauna gleichgekommen wäre. Nix für mich! Kurze Siesta auf dem Zeltplatz, aber auch dort im Schatten unter den großen Bäumen wurde es irgendwann zu heiß. Als wir uns gegen fünf für die zweite Schicht wieder an den Strand wagten, kamen Wolken auf und so gegen sieben war es angenehm, dafür aber brechend voll.