Für die Vor- und Nachbereitungen von unserer Wanderung im Torres del Paine Nationalpark fanden wir die nette Pension Hospedaje Gloria in Puerto Natales. Der Ort liegt landschaftlich sehr reizvoll, aber windig am Ultima Esperanza (Letzte-Hoffnung) Fjord mit den schneebedeckten Ausläufern der Cordillera Darwin im Hintergrund. Schon mal was von einem ausgestorbenen Milodon gehört? Für den ist Puerto Natales auch berühmt. Googeln!
Ordentlich bepackt mit den riesigen Leihschlafsäcken, einem windtauglichen Zelt und Verpflegung für 5 Tage im Rucksack warteten wir ab halb acht erst mal eine Stunde vergeblich auf die Abholung des Bustransports zum knapp 150km entfernten Nationalpark. Sie hatten uns vergessen, dafür bekamen wir quasi einen Privattransport bis wir einen der Busse kurz dem Eingang einholten.
Mit Blick auf das Bergmassiv liefen wir bei Wind und Nieselregen um halb 12 Uhr los, 7,5km an der Verbindungsstraßezur Hosteria Torres entlang. Dann ging's bei etwas freundlicherem Wetter ans Eingemachte immer schön bergauf bis zum Campamente Torres. Unterwegs trafen wir nochmal auf die deutsche Reisegruppe von der Navimag, die durften aber im Refugio Chileno absteigen und Kost und Logis dort genießen. Wir schlugen unser Zeltlein, das sich als etwas größere Hundehütte entpuppte schön geschützt in einem kleinen Waldstück auf. Der Bachlauf mittendurch diente als Frischwasserquelle und zum Spülen. Immerhin gab's Toiletten mit fließendem Wasser und eine kleine Schutzhütte zum Kochen. Mit offenem Feuer sind sie inzwischen sehr pingelig, da gebrannte Kinder im wahrsten Sinne des Wortes: ein durch ein Campingkocher ausgelöster Waldbrand zerstörte weite Teile des NP wie wir ab dem dritten Tag auch noch feststellen durften.
Erst am nächsten Morgen machten wir uns an den knapp einstündigen Aufstieg zu dem Wahrzeichen des Parks, den drei Torres, also Türmen, des Massivs. Da oben zogen immer mal wieder so heftige Windböen durch, dass einem der Sand in die Augen getrieben wurde und man sich ordentlich dagegen stemmen musste. Wurde aber dann beim Abstieg in Richtung Refugio Cuernos am Seeufer mit den Rucksäcken noch viel interessanter, wenn man fast vom Weg geblasen wurde. Jemand erzählte uns, dass gegen später an dem Tag vor dem Aufstieg zu den Torres gewarnt wurde, es sei zu gefährlich mit dem Wind. Aber der Weg durch heideartiges Gelände belohnte mit schönen Aussichten über den türkisen See und kleine dunkelblaue Lagunen.
Die wind- und regenumtoste Nacht verbrachten wir ganz gut geschützt unter einem Baum im Gebüsch. Am nächsten Morgen waren die Berggipfel wie mit Puderzucker bestäubt. Weiter ging's zum Campamento Italiano, wo wir unsere Rucksäcke bei den Rangern lassen konnten, um ins Valle Frances hoch zu laufen. Da es sehr wolkig war, taten wir dies nur bis zum ersten Aussichtspunkt, der einen Blick auf den Glaciar Frances zuließ. Es knackte und krachte gewaltig im Eis und wir wurden Zeugen wie ein Stück abbrach und den Hang ins Tal abrutschte. Naturgewalten! Nach einem leckeren Mittagessen aus der Thunfischdose ging's zum Refugio Paine Grande. Dass Thomas erst noch den Regenschauer vorm Zeltaufbau abwarten wollte, machte mich ganz nervös, weil die geschütztesten Plätzchen eh schon weg waren und die nach uns ankommenden Trecker die Auswahl weiter reduzierten. Ach? Hatte ich noch nicht geschrieben, dass wir da nicht die Einzigen waren, die dort wanderten und tonnenweise Nudeln mit Tomatensoße und große Keksvorräte mit sich rumschleiften?
Das Zeltchen entpuppte sich in der Nacht als sehr windstabil, aber die Minuten mit Tiefschlaf beim Flattern der Zeltplane und Heulen vom Wind lassen sich bestimmt an einer Hand abzählen.
Am vierten Tag ging's zum Grey Gletscher. Auf halbem Weg am höchsten Punkt wieder Windböen. Dem Bild am Ausguck kann man's glaub ansehen. Danach wurden einem tatsächlich noch ein paar kleinere Klettereinlagen abverlangt, und das mit dem großen Rucksack auf dem Rücken. Weil wir aber dann schon recht früh am Grey Refugio waren, ergatterten wir noch einen von den geschützten Zeltplätzen in einem kleinen Wäldchen. Für eine knappe Stunde ging's nochmal bergauf und über eine spektakuläre Hängebrücke zu einem Aussichtspunkt über den türkisen Gletscher. Uns hatte davor schon die Farbe der abgebrochenen Gletschereisstücke fasziniert, die wie kleine blaue Inseln im See trieben und sich in den Buchten sammelten. Am Abend tauschten wir bei Tütensuppe mit Gemüse- und Nudeleinlage in der überfüllten Campkitchen Erfahrungen mit unseren Kabinennachbarn von der Navimag, Martin und Amandine, aus.Nachts toste dann wieder der Sturm in den Baumwipfeln, aber wir hatten eine der ruhigsten und erholsamsten Nächte.
Um am Sonntag das 12.30 Uhr Boot von Paine Grande zur Straße zu erwischen, frühstückten wir schon um 6.30 Uhr den Rest unserer Haferflocken als Brei und brachen um 8.15 Uhr auf. Ekelhaftes Wetter: Regen und heftigste Windböen, die geliehenen Regenhosen nicht dicht. Die gescheiterten Versuche von Thomas den Aussichtspunkt mit Rucksack zu besteigen und wie die blaue Regenabdeckung ihm um die Ohren flatterte ein Schauspiel für sich. Weil wir schon um 11 Uhr am Refugio ankamen, wärmten wir uns noch mit einem Tee auf. Leider mussten wir dann feststellen, dass es zu viele Leute für das Boot waren und wir und weitere 20 nicht mehr drauf passten. Große Aufregung, da sonst 5h Wartezeit angesagt gewesen wären, aber das Boot machte eine zweite Fuhre und die Busse warteten am anderen Ufer über eine Stunde. Vielleicht könnt ihr euch vorstellen wie sehr wir uns über die heiße Dusche im Hostel freuten und wie gut uns die Holzofen-Pizza am Abend schmeckte (allerdings wurden nicht alle satt).