Antigua (4. - 9. und 17. - 20. Februar 2014)

Kopfsteinpflaster, Kirchenruinen und Vulkane

Was für Autofahrer und Fußgänger ein Graus ist, macht den Charme von Antiguas Altstadt aus: das holprigen Kopfsteinpflaster, das täglich an einer anderen Stelle geflickschustert wird. Gesäumt werden die Straßen von hübschen, teils in kräftigen Farben gestrichenen einstöckigen Kolonialbauten, vor deren großen Fenster die typischen erkerartigen Gitter angebracht sind. Um das Stadtbild zu wahren, dürfen wie in Cuzco in Peru auch nicht mal die bekannten Fastfood-Ketten ihre bunten Logos außen an der Tür leuchten lassen. Ein schlichtes Holzschild weist z.B. auf den Eingang zu McDo hin. Quer über die Stadt verteilen sich diverse, alte Kirchenruinen. Denen hat das Erdbeben 1773 nicht gut getan, aber man will wohl alles möglichst so belassen, bis sich ein reicher Investor aufgetan hat, um alles professionell zu restaurieren. Da kommen dann wieder die Fastfood-Ketten ins Spiel, ach nee halt, das war in Xela. Deren verheerendes Erdbeben war aber erst 1902 und da hat McDo ein altes Haus am Platz in Stand gesetzt!

 

 

Einen guten Überblick über die Stadt bietet der Cerro de la Cruz (Hügel mit Kreuz) und wenn man Glück hat, ist der Agua-Vulkan gegenüber kurz mal wolkenfrei. Uns wurde es nicht langweilig einfach immer wieder durch die rechtwinklig angelegten Straßenquader zu schlendern, um früher oder später doch wieder an den bekanntesten Plätzen - am Parque Central oder am Arco (Torbogen) bei der Mercedkirche- zu landen. Der Arco mit dem Agua-Vulkan im Hintergrund ist DAS begehrte Foto-Motiv in Antigua und landesweit überall gepinselt vorzufinden.

 

An einem Morgen liefen wir zum Parque Central und setzten uns dort auf eine Bank beim Brunnen, bei dem das Wasser aus den Brüsten der Seejungfrauen spritzt. In den Arkaden an drei Seiten des Platzes sitzen Schuhputzer und bieten ihre Dienste an. Auf der vierten Seite leuchtet die weiße Fassade der Kathedrale, auf deren Stufen Indio-Frauen und -Mädels Touristen davon zu überzeugen versuchen, ihnen Ketten, Armbänder, Flöten (nein, die werden ausschließlich von Jungs angeboten), Tücher, Schals usw. abzukaufen. An dem Morgen war busseweise eine Ladung von älteren Kreuzschiff-Ausflüglern von der Pazifikküste angekarrt worden. Wir lehnten uns gemütlich auf unserer Bank zurück, ließen uns von der Sonne bescheinen und genossen das Spektakel, wie Horden von Verkäufern ein gutes Geschäft witternd den beleibten, mit Busnummern auf Anhängern etikettierten Herrschaften ihre Ware anzudrehen versuchten, oft mit Erfolg.

 

Im Mekka der spanischen Sprachschulen stehen Restaurants, Cafés und Bars für jeden Geschmack und Geldbeutel zur Verfügung. Wir hielten uns eher an die Comedores im Mercado Municipal oder erhaschten auch einmal ein köstliches, günstiges Essen, das von der Ladefläche eines Pickups v.a. an Verkäufer in einem der großen Kunsthandwerks-Märkte in der Stadt verkauft wurde. Aber auch das Schnitzel-Angebot des passend benannten Restaurants „Wiener's“ schlugen wir nicht aus, nicht zuletzt, da dort die Live-Übertragung des Champions-League-Spiels Bayern gegen Arsenal lief. Außerdem liegt's wie die Bäckerei mit Espressomaschine* und süßen Stückle schräg gegenüber von unserer sehr netten, ruhigen „Posada Juma Ocag“. Direkt daneben ist ein Tierhandlung, die unter anderem herzerweichend süße Hundewelpen verkauft. Jedesmal wenn wir das Haus verliessen, fiel es schwer dem Schild am Käfig Folge zu leisten, diese knuffigen Dinger nicht anzufassen und nicht die Finger abschlecken zu lassen.

 

Wie gesagt, in Antigua kann man's gut 'ne Weile aushalten.

 

 

* Wären wir länger geblieben, hätten wir denen in der Bäckerei bestimmt auch noch beigebracht, dass man für einen guten, starken Kaffee nicht erst den Becher voll mit heißem Wasser füllt und dann nur ein winziges bisschen Wasser tatsächlich durch das Expressopulver laufen lässt, das geht vielleicht schneller, ist aber schad um das gute Kaffeepulver.