Semuc Champey und der Cascada El Paraiso (20. - 24. Februar 2014)

Türkisgrüne Pools, Höhlen und heiße Wasserfälle

Und weiter ging's wieder mal in einem Mini-Van nach Lanquin bei Cobán. Wir hatten uns in Antigua davon überzeugen lassen, besser in dem Dorf Lanquin zu übernachten, als in einem der Hotels direkt am Naturschutzgebiet von Semuc Champey, was im Nachhinein besehen ein Fehler war, egal! Wir buchten gleich für den nächsten Tag eine Tour und wurden auf die Ladefläche eines Pickups verfrachtet. Im Stehen wurden wir über die 11km lange unbefestigte Piste zum Nationalpark befördert. Am Tag zuvor war es wohl noch so matschig, dass man den Berg mit einem geländetauglichen Motorrad wohl nicht hochkam, erfuhren wir abends bei einem netten Plausch unter Süddeutschen. Komisch eigentlich, dass sie diesen adrenalinpushenden Transport nicht noch als Achterbahnfahrt deklarieren und extra berechnen: z.T. kann man direkt in den gähnenden Blätter-Abgrund neben der engen Straße schauen oder klammert sich am Gerüst fest (gibt ordentlich Muskelkater!), wenn der Fahrer dann auf einem extrem steil bergab führendem Stück noch beschleunigt. Und immer locker in den Knien bleiben, fast wie beim Skifahren.

 

Der Guide mit Gold-überzogenen Schneidezähnen empfing uns im „El Portal“ Hostel, wo wir feststellen mussten, dass dieses sehr wohl direkt am Fluss liegt und wunderbar dazu geeignet gewesen wäre, mal wieder ein paar Tage in wärmeren Gefilden auszuspannen. Zusammen mit drei Japanern brachen wir zum Aussichtspunkt über die natürlichen Kalkbecken auf. Der 20 minütige Anstieg über steile Treppen brachte eine Japanerin heftig zum Schnaufen, der Ausblick ist aber jeden Schweißtropfen wert.

 

 

Wieder unten schauten wir uns an, wo der Fluss reißend unter der natürlichen Kalkbrücke verschwindet, bevor wir uns ein Bad in den Pools gönnten. Leider bleibt mit einer Tour fast zu wenig Zeit, die verschiedenen Becken zu erkunden und die außerordentliche Landschaft zu genießen. Während die anderen im Restaurant verköstigt wurden, nibbelten wir an den trockenen, süßen Brötchen, die wir im Dorf gekauft hatten. Aber dafür hatten wir uns morgens ja mal wieder mit einem füllenden „Tipico“-Frühstück mit Sahne und Tortillas im „Café Mahanaim“ in Lanquin gestärkt.

 

Quelle: http://photos.travelblog.org/Photos/10980/580617/f/5888122-K-Anba_Caves-0.jpg
Quelle: http://photos.travelblog.org/Photos/10980/580617/f/5888122-K-Anba_Caves-0.jpg

Anschließend durften wir die K'anba' Höhle besichtigen. Der Reiz daran ist, diese teilweise überfluteten Gänge im Stockdunkeln zu erkunden, nur mit einer Kerze ausgestattet. Zwischendurch muss man im kalten Wasser schwimmen, macht das mal mit 'ner Kerze in einer Hand! Leider war unsere Gruppe mit etwa 30 Leuten viiiiel zu groß, so dass die beiden Guides damit überfordert waren, den letzten aus der Gruppe noch über Leitern zu helfen, die ersten weiterzuführen UND mittendrin noch auf Felsen unterm Wasser hinzuweisen. Ich glaub, zum Schluss hatte sich jeder irgendwo 'nen Zeh, nen Knöchel oder den Kopf schmerzhaft angehauen oder war irgendwo sogar ausgerutscht. Mittendrin konnte man an einem Seil durch einen etwa 3 m hohen Wasserfall klettern. Das dauerte mit so vielen Leuten aber leider so lange, dass alle schon mächtig bibberten, als man am Ende einen Sprung in die Tiefe wagen konnte. Die meisten wollten nur noch zurück in die Wärme. Ganz zum Schluss gab's kurz vor dem Ausgang noch einen Adrenalinkick, als man sich mit dem Wasser durch ein Loch im Boden etwa 2 m in die dunkle Tiefe fallen lassen musste. Da ist dann auch nix mehr mit Kerzenlicht! Von den Sicherheitsbedingungen her wäre sowas in Deutschland natürlich nicht mal im Ansatz denkbar, aber es war insgesamt ein Riesenspaß und mal was ganz Anderes!

"El Portal"
"El Portal"

Vor der Berg- und Tal-Bahn Rückfahrt stand noch ein sog. Tubing im Fluss an: Man setzt sich in einen aufgeblasenen LKW-Schlauch und lässt sich auf dem Rio Cahabón von der Strömung flussabwärts treiben. Nett, aber am Spätnachmittag recht kühl. Am Ausstiegspunkt hatte sich ein Indiomädel zum Waschen hingesetzt und musste oben ohne geduldig warten, bis auch der Letzte unserer Gruppe angekommen war, etwas entwürdigend, sie schien's aber locker zu nehmen.
Wir ließen das Erlebnis noch ein wenig sacken und genossen die entspannte Atmosphäre am Fluss noch für zwei Tage im „El Retiro“ in Lanquin, das ein ähnliches Ambiente wie das „El Portal“ bietet, aber den Vorteil hat, dass man im Dorf günstig und gut im Comedor Shalom essen gehen kann.

Nach einem weiteren Direkttransport nach Rio Dulce, übernachteten wir dort nur, um den 25km entfernten heißen Wasserfall bei der Finca Paraiso zu besuchen. Einmalig! Das Wasser oberhalb der Fälle ist fast zu heiß zum Reinsetzen, aber der Sprung ins Becken unten sorgt für schnelle Abkühlung. Die Kalkablagerungen im Fall bilden kleine Höhlen und Überhänge in die man klettern oder reintauchen kann und ein Dampfbad genießen kann. Auch Fledermäuse fühlen sich dort wohl. Noch bevor man's flattern sieht oder fiepsen hört, riecht man ihre Gegenwart deutlich.Höchst erfreulich, dass dieser außergewöhnliche Spaß im Wald bisher nur einen Euro Eintritt kostet und mit öffentlichem Transport zu erreichen ist.