In einem richtig bequemen Langstrecken-Bus gings über die Berge raus aus Medellin und rein in die Kaffeezone. Sehr zur Freude von Thomas gabs als Video-Unterhaltung den „Diktator“ von Sacha Baron Cohen mit englischen Untertiteln extra für uns. Am Abzweig nach Salento wurden wir vom Busfahrer abgesetzt und konnten fast sofort in den Minibus nach Salento umsteigen. Nettes kleines Örtchen, Ausgangsstation für das Tal der Wachspalmen, Nationalbaum von Columbien (Valle de Cocora) und wohl bekannt für seine Lachsforellen (Truchas).
Auch hier gibts Stufen zum Aussichtpunkt hoch, meine Beine schmerzten noch vom Aufstieg auf den Piedra de Peñon.
Am nächsten Tag gings erstmal auf die Kaffeefinca von Don Elias, auf der uns sein Sohn herumführte und uns alles über die Kaffeproduktion vom Strauch zur dampfenden Kaffeetasse erzählte, auf spanisch wohlgemerkt, wir habens aber ganz gut verstanden, er bemühte sich auch sehr. Abends gönnten wir uns ein solches Fischlein, das auf einer riesigen, plattgedrückten, frittierten Kochbanane (Platano) serviert wurde. Lecker!
Um 7.30 Uhr pünktlich am nächsten Morgen fuhr der vollgepackte Jeep (Willie) die 10 km hoch bis zum Ausgangspunkt der Wanderung durchs Cocora-Tal . Der erste Teil des Wegs verlief sanft bergauf durch Farmen in einem Tal. Weiter gings bergauf im Regenwald mit häufigen Flussüberquerungen auf wackeligen Hängebrücken und mit einem Abstecher zu einer Eco-Ranch. Für diese musste man zwar Eintritt zahlen, um die vielen Kolibris an der Fütterungsstelle beobachten zu dürfen, dafür gabs für die 1,50 € aber auch Verköstigung in Form von Agua panela con queso oder einer heißen Schokolade (ersteres gilt hier als Frühstück: Rohrohrzucker mit heißem Wasser übergossen und einem Eckchen ganz junger Käse dazu). Nach einem weiteren kurzen, aber heftigen Anstieg auf 2800 m wurde man auf dem gemütlichen Weg nach unten mit grandiosen Ausblicken übers Tal belohnt, musste aber bisweilen den Weg auch mit freilaufenden Kühen teilen. Am Ausgangspunkt warteten die Jeeps für die Rückfahrt, aber… wollten erst losfahren, wenn 8 zahlende Passagiere da wären oder wir fünf für den Rest aufkommen würden. Wir zwei liefen los und trampten bei einem nach unten fahrenden Pick-Up mit, auf dessen Pritsche bereits die anderen drei saßen, hurra ein Freeride. Nur den Jeep-Taxifahrern gefiel das nicht, so dass uns an der Ortseinfahrt schon ein Polizei-Empfangskomitee erwartete. Wir mussten zur Wache folgen, wo es gottseidank keinen Ärger für unsere Wohltäter gab: die Familie, die uns mitgenommen hatte, war aus Cali und erklärte, dass sie kein Taxiunternehmen in Salento gründen wollten, sondern uns nur einen Gefallen getan hätten. Ob es wohl eine Rolle spiele, dass der Sohn inzwischen einen US-Pass hat und in Texas wohnt?
Wir blieben auf jeden Fall noch eine Tag in diesem ruhigen Nest in unserem paradiesischen Hostel, schlenderten wiederholt die etwa 400 m lange Haupstraße entlang, vorbei an den künstlerischen Touri-Läden und den Salon-ähnlichen Kneipen, aus denen lautstark spanische Schmacht-Musik erklang, bevölkert von sonnengebräunten Billiard spielenden Gauchos in Gummistiefeln und Ponchos, und wichen den vielen am Straßenrand schlafenden Hunden aus. Abends noch ein Bierchen auf einer Bank am zentralen Platz, wo sich die Klänge aus drei Kneipen vermischten, und wir dem abendlichen Dorftreiben zuschauten: Inline-skatende Kinder, Teens, die sich noch nen Eis, nen Kaugummi vom etwas zurückgebliebenen Bauchladenverkäufer oder nen Burger vom Stand am Eck gönnten.
Und weiter gings am nächsten Morgen nach Cali.