Mit dem Bus ging's weiter nach Cienfuegos, ganz ehrlich das Städtchen kann man sich wahrscheinlich auch sparen. Wir entkamen den Zimmeranbietern am Busbahnhof und liefen zu einem Casa Particular, dessen Adresse uns José aus Havanna aufgeschrieben hatte. Dort kamen wir gleichzeitig mit 2 Fahrrad-Taxis an, damit war die Wirtin Puchy ausgebucht, schlug uns aber das Zimmer beim Nachbarn Alexis für 20 CUC vor. Just dieser hatte uns aber 1 Minute zuvor dasselbe Zimmer für 15 CUC angeboten, ohne „Vermittlungsgebühr“ eben klärte er uns dann auf.
Vermittler oder sog. „Jineteros“ und Provisionen sind eine Plage in Kuba: Jeder versucht einem bei der Ankunft am Busbahnhof ein Casa Particular zu vermitteln, hat einem der Wirt davor nicht schon Freunde „empfohlen“ und ein Zimmer reserviert und damit selber das Geschäft gemacht. Ist man der aufdringlichen Horde von Zimmeranbietern am Terminal entkommen, versucht auch der Fahrer des (Bici-)Taxis einen noch irgendwo unterzubringen. Als wir dann erfuhren, dass man als Ingenieur gerade mal 50 CUC monatlich verdient, machten wir einen weiten Bogen um diese Leute, ließen nicht mehr im Vorhinein reservieren und liefen nur noch Adressen von Casa Particulares direkt an, deren Adressen wir von der Webseite www.cuba-individual.com hatten. Und auch der aggressiv Bettelnde in Havanna (eigentlich verboten!) bekam nix: Gibt man dem auch nur einen CUC (für den normalen Touri ja nicht viel) macht der in 5 min so viel wie ein Ingenieur an einem Tag, das kann ja nicht der Sinn der Sache sein! Dann vielleicht doch eher der Bitte um Seife (wir hatten in den Hostels in Mexiko die im Bad ausliegenden Seifchen am Waschbecken gesammelt) oder um einen Kuli nachgeben. Bei unserer Abreise von Varadero wurden wir vom Personal sogar um das restliche Shampoo gebeten, das brauchten wir aber noch für Venezuela, dafür ließen wir zwei Shampoobeutelchen dort, die wir in einem Hostel in Nicaragua eingesteckt hatten.
Immerhin bekamen wir in Cienfuegos einen der besten Mojitos in Kuba im Restaurant „Trevijano“. Unglaublicherweise war es nämlich schwierig bis fast unmöglich einen guten Mojito zu bekommen (dem Mojito-Laien sei gesagt, dass dieser Cocktail mit Limetten, Zucker(sirup), Havana Club Rum, saurem Sprudel und Minze zubereitet wird). Obwohl die Limetten pro Stück gerade mal 1-2 MN kosten, verwendet fast jeder Barmann Limonensaft aus dem Tetrapak, das hat dann einen Geschmack wie das „Lime Cordial“ - ein künstlich schmeckender Limettensirup aus England. Und dann kommt häufig noch süßer Zitronensprudel rein, für den Einheimischen zahlt man 1,50 CUC, 1,5l sauren Sprudel gibt’s schon für 70 CUC-Cent. Da versteh einer die kubanischen Barmänner.
Nach einer Fahrt durch die Hügel in einem Oldtimer, man hatte uns wie bereits erwähnt vorm Busbahnhof abgefangen kamen wir in Trinidad an. Unser dortiger Wirt war als Veterinär für einige Jahre in Angola und Mosambik eingesetzt worden und meinte, dort wäre es nicht so heiß gewesen wie es gerade in Kuba sei. (Im Medizinsektor Ausgebildete sind übrigens der Exportschlager von Kuba, damit verdient der Staat Millionen von Dollar!) Es war so heiß, dass wir gut dran getan hätten, einen Regenschirm zu kaufen und diesen bei unseren Erkundungs-Spaziergängen in den kolonialen Gassen von Havanna, Cienfuegos, Santiago de Cuba und Trinidad wie die Einheimischen als Schattenspender zu benutzen.
Vollkommen unbeabsichtigt kamen wir genau rechtzeitig zum Carneval in Trinidad an. Die Vaqueros (Cowboys) schnappten sich ein hübsches Mädel, das noch hinten drauf aufs Pferd gepackt wurde (oder auch nur einen hässlichen Kumpel) und preschten übermütig mit ihren hufeisen-beschlagenen Gäulen durch die 500 Jahre alten, holprigen Kopfsteinplaster-Gassen, so dass man um die schmalen Pferdefesseln bangen musste. In der Nähe des Plaza waren Fress-Stände mit Pizza oder Schweinefleisch-Brötchen aufgebaut und die Menschen drängten sich um Wagen, in denen das Bier zum Schleuderpreis von 3 MN für 700ml direkt aus dem Kessel in Plastikflaschen gezapft wurde (kann man nicht saufen!). Am Abend traten noch verschiedene Gruppen in bunten Kostümen am Platz auf und tanzten zu Getrommel und Trompetenklängen in Formationen. Die Stimmung war gut, wir trafen auch wieder auf Alex und Nicole (nein, keine Angst Nicole, das Video mit deiner Tanzeinlage halten wir unter Verschluss, noch:-)), der Platz-Regen sorgte allerdings für ein frühes Ende oder einen späteren Beginn des Abends. Der Strand – Playa Ancon - haute uns aber wie zuvor Playa Larga an der Schweinebucht nicht vom Hocker.
Wir bibberten am Montag bei einem weiteren guten Mojito um den Erfolg der Nationalmannschaft gegen Algerien, das erlösende Tor fiel aber erst, als Thomas auf Bier umgeschwenkt hatte, von nun an unterstützten wir „unsere Jungs“ mit steigenden Bierrationen zu jedem folgenden Spiel.