CHEPE (23. - 30. Mai 2014)

Von Los Mochis nach Chihuahua

Quelle: http://www.chepe.com.mx/mapas/ruta.html
Quelle: http://www.chepe.com.mx/mapas/ruta.html

Unser nördlichstes Ziel auf dieser Reise sollte die Kupferschlucht (Barrancas del Cobre) sein, die man am besten mit dem Chepe erreicht. Die Ferrocarril Chihuahua al Pacifico – kurz Chepe- ist der einzig operierende Passagierzug in Mexiko. Wir bestiegen den Zug morgens in El Fuerte auf 200 Höhenmeter, ließen uns zwei Sitze in der 2ten Klasse auf der rechten Seite mit Blick nach Süden zuweisen und machten es uns bequem. Zuerst ging es noch durch trockenes Farmland, durch einige Morgennebelschwaden hoben sich die Berge im Hintergrund jedoch schon schemenhaft ab. Nach dem Überqueren der ersten Brücke und dem ersten von 86 Tunnels auf der gesamten Strecke änderte sich die Landschaft. Wir fuhren an einem Flussbett entlang, die Wände der Schlucht wurden immer höher. Bei Temoris fährt der Zug im Zickzack um auf kurzer Strecke an Höhe zu gewinnen.

 

Panorama am Hotel Mirador, Areponapuchi
Panorama am Hotel Mirador, Areponapuchi

Wir hatten beschlossen, kurz vor der Haltestelle Divisadero bei dem Ort Areponapuchi auf 2400m auszusteigen, um zu schauen, ob es sich lohnt eine der Attraktionen des nahe gelegenen Abenteuerparks (Parque Aventuras Barrancas del Cobre) zu fahren. In dem Ort befinden sich einige Luxushotels, die sich den beeindruckenden Blick über die Kupferschlucht aber auch teuer bezahlen lassen. Wir wollten in einer dort ebenfalls angebotenen, einfacheren und deutlich günstigeren Unterkünfte bei einer Familie bleiben. Gleich am Bahnsteig wurden wir vom Oberhaupt der Familie Diaz – Armando - angesprochen und er ließ auch über den Zimmerpreis mit sich verhandeln. Seine Frau, verantwortlich für den angeschlossenen Comedor, also das Essen, war da deutlich weniger flexibel. Ihre und unsere Vorstellung von einer angemessene Bezahlung für das von ihr Gebotene wichen deutlich voneinander ab und beide Seiten waren zum Schluss sehr unzufrieden. Blöde Situation, da es dort keine Alternativen gibt. Als auch am zweiten Tag abends nur Chili relleno (eine mit Käse gefüllte scharfe Paprikaschote) auf den Tisch kam, reisten wir am frühen Morgen ohne Frühstuck mit dem Bus weiter nach Creel (ausgesprochen Kriehl).

Aber halt, jetzt haben wir den größten Spaß übersprungen: Nach der ersten Nacht wanderten wir die 3 km nach Divisadero und beschlossen, tatsächlich die „Tirolesa“ - die Seilrutsche über die Schluchten hinweg zu benutzen. Eine Riesen-Gaudi: 7 unterschiedlich lange Seilrutschen und 2 Hängebrücken auf dem Weg zur Talstation der Seilbahn und mit dieser dann wieder hoch. Nach dem Einkleiden und der Einweisung auf spanisch noch etwas nervös ließen wir uns für den ersten „Flug“ über die Tiefe anseilen und ab ging's im Sitzgurt. Nach Handzeichen des Begleiters auf der anderen Seite Bremsen mit der der lederbehandschuhten Hand. Alles easy peasy. Na ja, manchmal langt der Schwung nicht ganz und man muss sich vollends 'rüber hangeln. Bisschen mehr auf den Rippen schadet eben nicht immer ;-)).

 

In Creel wurden wir auch gleich wieder angesprochen, diesmal von José, der uns zu einem günstigen, gut ausgestatteten Zimmer im Hotel Cabañas Tar' amuri verhalf. Dafür bot er uns aber auch recht hartnäckig eine Tour noch am selben Tag zu den Sehenswürdigkeiten in der Umgebung an. Schließlich war der Preis so verlockend, dass wir einwilligten und fast sofort los fuhren. Die Tour ging ins Gebiet der noch recht traditionell und eher zurückgezogen lebenden Tarahumaras oder wie sie sich selber nennen, den Rarámuris - „die, die rennen“. Die Frauen erkennt man an ihren auffällig bunten Blusen, weiten Röcken und Kopftüchern, sie versuchen nicht nur ihre traditionellen Körbe zu verkaufen. Als erstes besuchten wir eine noch bewohnte Wohnhöhle. Angeblich wohnen noch 1,5% dieser Indigenen in einer solchen urtümlichen Behausung, da sie im Sommer wohl temperiert bleibt und das Lavagestein im Winter wohl die Hitze des Feuers ganz gut hält. Weitere Stationen waren ein See, ein Wasserfall mit wenig Wasser und auffällige Steinformationen.

 

 

Nach einer weiteren Nacht in diesem hochgelegenen Dorf auf 2400m reichte es uns mit alpiner Abgeschiedenheit und wir nahmen einen Bus nach Chihuahua, zurück zur Zivilisation, großzügig angelegten Straßenzügen, klotzigen Kolonialbauten und einem Riesenangebot von Cowboystiefeln in konservativen und schrillen Designs zu umwerfend günstigen Preisen (550 Pesos entprechen etwa 35 Euro).