Mérida ist ein Touristenmagnet für Ausländer wie für Einheimische. Es war nett, mal wieder durch quirlige Straßen einer ehemaligen Kolonialstadt zu laufen, auch wenn man in der Nähe des Hauptplatzes (Zócalo) alle Nas' lang von jemand anders angesprochen wird, sich doch die wunderbaren Maya-Handarbeiten im einzig wahren Maya-Laden oder -Markt ums Eck anzuschauen, bei der Konkurrenz würden nur billige chinesische Imitationen angeboten, klar!!! War es schon in Playa del Carmen heiß gewesen, legte das Wetter hier im Inland der Yucatan-Halbinsel noch eins drauf. Bei knapp 40 Grad im Schatten schlenderten wir langsam unter den Bäumen des Pracht Boulevards Passeo Montejo entlang und bewunderten die vereinzelten Prachtbauten rechts und links, die vom Reichtum durch die Henequen-Fasern von Agaven in längst vergangenen Zeiten zeugen. Aber man merke sich: kühles Bier kann man abends nur bis 22 Uhr erstehen, es gilt die Uhrzeit im Kassencomputer!
Jeden Abend war für ausreichend Unterhaltung gesorgt, man will die zahlenden Gäste ja bei Laune halten: eine yukatekische Serenate mit Gedichtrezitation, Gesang und Folklore-Tänzen am Donnerstag, Demonstrationen des alten mesoamerikanischen Ballspiels (bei dem der Ball weder mit Armen, Beinen noch mit dem Kopf gespielt werden darf) am Freitag, Mexikanische Nacht am Samstag. Sonntag Vormittag war die Hälfte des Passeo Montejo für Autos gesperrt und fuer Radler und Skater freigegeben, auf dem Spazierweg wurden die Chihuahuas und Möpse ausgeführt (Hauptsache klein gilt hier wohl für Hunde). Am Zócalo, wo auch unser gleichnamiges Hostel mit reichhaltigem Frühstück war, wurde den ganzen Tag getanzt, gerapt und musiziert. Wir haben versucht im Video eine kleine Kostprobe von allem zusammenzustellen (s.u.). Mit all unseren bisherigen Reiseerlebnissen konnten uns allerdings die vielfältigen Ausflugsziele rund um die Stadt wie Flamingos an der Küste, Höhlen und Cenoten, oder auch die bekannten, aber vollkommen überfüllten Ruinen von Chichen Itza nicht locken.
Eine Nachtbusfahrt weiter in Palenque buchten wir eine Komplett-Tour. D.h. wir wurden morgens zu den Maya Ruinen transportiert, der eigentlichen Attraktion dieses Ortes mitten im heißen, hügeligen Tiefland. Dort hatten wir drei Stunden Zeit zwischen den verschiedenen Pyramiden 'rum zu wandern. Wir waren gar nicht sooo unglücklich, dass es ein wenig bewölkt war und damit nur noch um die 30 Grad. Trotzdem war das Erklimmen der vielen steilen Treppen eine schweißtreibende Angelegenheit.
Da wäre ein Bad am Fuße des Misol-Ha Wasserfalls anschließend erfrischend gewesen, doch erst der nächste Tour-Programmpunkt bot dafür ausreichend Zeit: die Cascadas Agua Azul. Wir waren natürlich keineswegs die einzigen, die zu Beginn der Semana Santa (der Osterwoche) hierher kutschiert wurden. Horden von Ausflüglern drängten sich an den Restaurants und Andenkenläden vorbei zu den diversen Aussichtsplattformen entlang des Flusses, um einen Blick auf die verschiedenen Kalksteinformationen und das türkisblaue Wasser zu erhaschen. An einigen Stellen kann man in natürlichen Kalksteinbecken ins tatsächlich recht kühle Nass springen ohne gleich von der Strömung über die nächste Stufe gespült zu werden.
Gegen Spätnachmittag zogen allerdings dunkle Wolken auf und auf der Rückfahrt durchs hügelige Hinterland öffneten sich alle Himmelsschleusen, während auf taghelle Blitze fast augenblicklich der krachende Donnerschlag folgte. Im Ort mussten wir noch eine halbe Stunde unter einem Dach ausharren bevor die Wassermassen von oben und die Fluten in den Straßen es zuließen, das 200m entfernte Hostel nicht komplett durchnässt zu erreichen. Bevor wir wieder weiterzogen, konnten wir auch hier das vorösterliche Folklore-Programm am Abend miterleben (ebenfalls natürlich auf Video für euch festgehalten). Mit dem Unwetter hatte es deutlich abgekühlt, wir benötigten die am ersten Tag sehr willkommene Aircon im Zimmer am letzten Tag nicht mehr. Eine gute Vorbereitung für das Klima auf knappen 2000m in San Cristóbal de las Casas, unserer nächsten Station.