Anreise nach Bluefields und zu den Corn Islands (8. - 12. Januar 2014)

Reisen im echten Backpacker-Stil

Der einfachste Weg auf die Inseln ist natürlich mit dem Flieger ab Managua, aber warum leicht, wenn's auch abenteuerlicher geht? Wir bestiegen um 6 Uhr abends in Managua einen sog. Expressbus (hielt immerhin nur alle 50km an) nach El Rama im Osten des Landes. Dieser hatte nummerierte Sitzplätze und war erstaunlich komfortabel. Kurz vor Mitternacht kamen wir an, kauften die Schnellboottickets (Panga) für den nächsten Morgen um 5 Uhr und durften die restliche Nacht im Bus verbringen. Nach einem miesen Instantkaffee aus dem Styroporbecher und einem ordentlichen Regenschauer ging's um 6 Uhr morgens tatsächlich los, allerdings erst nachdem das Gepäck vom Militär akribisch durchsucht worden war. Wonach eigentlich? (Drogen, Waffen und Kinder antwortete uns eine Einheimische!?). Auf dem Rio Escondido fuhren wir dann weitere ungemütlich kühle 2 Stunden flussabwärts, jedes Mal wenn es wieder anfing zu pladdern wurde eine Plastikfolie über die Passagiere gezogen. Als wir dann um 8 Uhr morgens in Bluefields ankamen, eröffnete man uns allerdings, dass unsere mühsam im Internet recherchierte Information nicht zutraf, die Fähre wäre doch schon am Tag zuvor ausgelaufen und würde erst 1 Woche später wieder übersetzen.

 

Wir beschlossen das Frachtboot Genesis IV am Sonntagmorgen zu nehmen und verbrachten noch zwei Tage in Bluefields. Nicht viel zu tun dort außer das einigermaßen zuverlässige Internet und das Kabel-TV im Hotel Caribbean Dream auszunutzen und Lebensmittel für die Insel zu kaufen, um die Kosten durch Selbstverpflegung im Touri-Idyll geringer zu halten. Am Freitagabend landeten wir auf ein Bier in einer Bar, in der wir die einzigen hellhäutigen („Cheles“ - von leche, Milch) waren. Thomas schlug merkwürdigerweise die Einladung eines üppigen Mädels aus, mit ihr auf der Tanzfläche die Hüften zu schwingen („shake the body“ war glaub ich ihre Ausdrucksweise auf Creole, einem mit spanisch gemixtem pidgin-englisch). Ich glaub sie war beleidigt, als wir ihr dann nicht mal einen Drink spendierten.

 

Für die Weiterreise setzten wir mit einem weiteren Panga nach El Bluff ueber, denn der Kutter hielt nur dort. Die Angaben zur Abfahrtszeit schwankten zwischen 2 und 8 Uhr morgens. Nach einem kurzen Spaziergang am „Strand“ entlang bemerkten wir emsiges Treiben im Dorf. Miss Nicaragua-USA (also die Schönste der Ausgewanderten Nicaraguaner in den Staaten) wurde für einen Heimatbesuch erwartet und man wollte ihr einen ordentlichen Empfang bereiten. Als sie dann mit 2 Stunden Verspätung eintraf, wurde sie mit Pauken und Trompeten auf einem kleinen Wagen durch die paar Straßen den Ortes geleitet, die Deutschland-Flagge des dortige Fußballvereins wurde geschwenkt, die Begleitkamera des Lokalsenders schwenkte auf ….uns!! und ...wir mussten ein Interview geben...auf spanisch!

 

Auf Vermittlung unserer Wirtin hatten wir mit einem selbsternannten Touri-Guide ausgemacht, dass er uns wecken sollte, wenn das Boot käme also verbrachten die vom Nachbarn laut beschallte erste Hälfte der Nacht damit, auf die Uhr zu schauen, ob's nicht bald soweit sein könnte und die zweite Hälfte immer mehr zu zweifeln, ob man das Trinkgeld für seine Dienste nicht doch erst am Morgen hätte zahlen sollen. Bei Tagesanbruch um 6 Uhr standen wir auf und liefen zum Hafen, wo nicht nur der Typ (er haette uns geweckt), sondern auch einige Einheimische aufs Boot warteten, das ausgerechnet an dem Tag äußerst spät eintraf und dann, oh Schreck.... schon voll besetzt war. Es wurde lange gewartet und diskutiert und gebettelt, während ein heftiger Regenschauer alles durchnässte. Nach etwa einer Stunde die erlösende Nachricht: wenn wir unterschreiben würden, dass der Kapitän keine Verantwortung für unser Wohl trägt (eigentlich eine eher beunruhigende Maßnahme in einem Land, wo überladene Transportmittel auf der Tagesordnung stehen, aber Hauptsache mit!), dürften alle mitfahren, d.h. 40 Passagiere statt der vorgesehenen 20! Man kletterte aufs Boot und versuchte ein einigermaßen trockenes Plätzchen auf dem Deck zu ergattern. Leider stapelten sich auf dem gesamten Heck tropfnasse Sandsäcke, die sich dann auch noch als die Ursache für einen üblen Verwesungsgeruch herausstellten, der einem immer wieder den Atem verschlug. Ganze 7,5 (in Worten siebeneinhalb) Stunden mussten wir auf unseren Rucksäcken sitzend auf dem schwankenden Stinkkutter ausharren, zwischendurch vielleicht mal kurz angelehnt an einen kantigen Teil der Ladung, über uns die heftig schaukelnden Hängematten von bereits in El Rama Zugestiegenen, um uns herum lagen dicht an dicht die Einheimischen, die immer mal wieder zwischen die Planken kotzten, nur die seekranken Cheles übergaben sich über die Reling.

 

Nach diesem Erlebnis schlugen wir auf der größeren der beiden Inseln (Big Corn) angekommen die Möglichkeit zum sofortigen Übersetzen in einem weiteren Panga nach Little Corn aus und schliefen nach einem kleinen Bier nach einem frühen Abendessen bereits um halb neun den Schlaf der Gerechten in unserem günstigen Kellerverschlag in Angelas Rooms.