Esteli (19. - 22. Januar 2014)

Noch mehr Anreise-Erlebnisse

Von Bluefields bis Esteli in einem Rutsch am selben Tag durchzureisen, sollte kein unmögliches Vorhaben sein, aber wir hätten uns besser informiert haben sollen und sonntags fahren eben doch weniger Busse!

 

Wieder mussten wir uns schwarz ärgern, nachdem wir kurz nach Sonnenaufgang nach einer schaukeligen, kalten Nacht im Stockbett von Bord gesprungen und zum Ticketschalter geeilt waren, weil es hier so eine Unsitte ist, dem Ersten in der Schlange seinen Ausweis und Geld zu zustecken, so dass vor einem nur wenige stehen, diese aber die Tickets für alle anderen Einheimischen, die hinter einem stünden gleich mit lösen, so dass es Stunden braucht bis all diese Tickets von Hand ausgefüllt sind und die Nummern des Ausweises notiert und Busse dann schon ausverkauft sein können. Als wir dann schließlich dran kamen, lösten wir gleich das Kombi-Boots-und-Bus-Ticket bis Managua. Hätten wir dies nicht gemacht, hätten wir bei der Ankunft in El Rama gleich in den nächsten Bus um 9 Uhr springen können, ohne auf unseren um 12 Uhr warten zu müssen. Nächster Fehler war sich nicht sofort auf Anraten des Busfahrers für ein Aussteigen in San Benito zu entscheiden, um dort einen Bus nach Esteli in den Norden zu erwischen, später waren dann die Rucksäcke schon auf dem Dach unter der Plane verschnürt. So verloren wir nochmal mindestens eine wertvolle Stunde. Denn in Managua am Mayoreo-Terminal war für sonntags der letzte Express-Bus nach Esteli schon raus, also mussten wir in einen nach Matagalpa steigen und an einer zugigen Straße in Sebaco noch knappe 45 min auf den nächsten Chickenbus warten, der wegen einem Unfall spät dran war. So kamen wir hundemüde so um 21 Uhr in Esteli an, im anvisierten Hostel gab's nur noch Dormbetten, so dass wir für die erste Nacht in ein eher scheußliches Zimmer einzogen, in dem wir aber nach einem Bierchen unsere Ruhe hatten und... die erste warme Dusche in ganz Nicaragua. War aber bei den kühlen Nachttemperaturen auf 840m auch sehr willkommen.

 

Tags drauf zogen wir ins Hostel um, erkundeten ein wenig die Stadt und buchten eine Besichtigung von einer der 70 ortsansässigen Zigarrenfabriken. Man zeigte uns zu Beginn die Herstellung der unterschiedlichsten Zigarrenkisten und führte uns anschließend in einen Raum mit stechendem Ammoniakgeruch, wo die Tabakblätter monatelang reifen. Atemberaubend. Nach der Sortierung der Tabakblätter nach unterschiedlicher Qualität und Herkunft geht’s in die Fertigungshalle, wo die „parejas“- Pärchen- sitzen. Die Männer stopfen die Blätter für das Innere einer Zigarre in eine einfache Rollmaschine, drücken sie in ein formgebendes Holztablett und komprimieren einen Stapel davon in einer Presse. Diese Einheits-Rohlinge werden dann durch die filigrane Arbeit der Frauen mit ein wenig Leim fein säuberlich in ein Tabakblatt gerollt und das Mundstück auch noch faltenfrei abgeklebt. Fertig sind die Stinke-Stumpen, von denen wir natürlich noch zwei erstanden, wer weiß, was es diesen Sommer noch zu feiern geben wird ;-)).

 

Eigentlich hätte man in Esteli noch einige Wanderungen in die Berge und Schluchten in der Umgebung machen können, aber uns läuft mal wieder die Zeit davon. Die 90 Tage Visum, die uns der nicaraguanische Stempel im Pass gibt, gelten für alle Staaten der Vier-Laender-Region zusammen, also El Salvador, Honduras und Guatemala und eben Nicaragua. Jetzt aber mal schnell weiter, nachdem wir schon 5 ½ Wochen davon vertrödelt haben.