San Juan del Sur und Ometepe (16. - 30. Dezember 2013)

Weihnachten im Süden Nicaraguas

Für uns nicht ganz nachvollziehbar ist der Fakt, dass man die Einreisegebühr nach Nicaragua in Dollar zahlen muss und sie nicht (oder nur gegen Aufpreis) in der einheimischen Währung Cordoba zahlen kann, aber bitte, wenn wir bisher eins gelernt haben : andere Länder, andere Sitten und man kann die Dollar hier auch aus den Geldautomaten ziehen. Eine weitere Sache, die mit unserem kulturellen Background eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, ist das Verhalten im Bus. Busse in Nicaragua sind auch für längere Strecken die sog. Chickenbusse (alte, klapprige Fahrzeuge im Stil der Schulbusse in den Staaten) und sie überfüllt zu nennen, wäre noch eine starke Untertreibung. Der meist kleine, dicke Geldeinsammler ordnet die Leute auf den Stehplätzen auf seiner Abkassierrunde in engen Zweierreihen im Gang an, nachdem er noch eine dritte Person in die Bänke verfrachtet hat. Trotzdem wird noch an jeder Banane angehalten und weitere Leute eingeladen. Und NIEMAND besitzt den Anstand für Ältere, Schwangere oder Frauen mit Kleinkindern aufzustehen. Niemand außer den Gringos. Andere Sitten!Auf der Fahrt von der Grenze gen Norden war der Busfahrer dann nicht gewillt am Abzweig nach San Juan del Sur zu halten, weshalb einige Kilometer weiter in Rivas ein fliegender Wechsel in den entgegenkommenden Bus arrangiert wurde. Rucksäcke aufs Dach gereicht fanden wir zwischen den Tüten voll von Weihnachtseinkäufen für die Kinder im Eingangsbereich noch ein Steh-Plätzchen und ich war nicht allzu unglücklich, als uns vom Busfahrer dann eine Sitzbank zugewiesen wurde. Nur komisch, dass dafür ein älteres Ehepaar, er mit Krückstock, schon vorzeitig aufstehen musste, noch bevor es Zeit war für sie auszusteigen. Wie schon gesagt, anders halt!

 

San Juan del Sur liegt an einer breiten Bucht mit einem dunklen Strand, auf den Felsen zur rechten Hand wacht eine große, weiße Jesusstatue, keine Konkurrenz zu der auf dem Corcovado in Rio. Im Ort ist jedes dritte Haus ein Hostel oder eine Hospedaje, dazwischen werden T-Shirts mit Logos der einheimischen Bier (Toña) und Rum-Sorten (Flor de Caña) feilgeboten und an Restaurants, Comedores und Bars herrscht keine Knappheit. Sogar Schweinebraten, Schnitzel oder Rouladen mit Spätzle hätten wir bei einem deutschen Wirt bekommen können.

 

Leider ist dieser Surfer-Ort auch zu Weihnachten aber beliebtes Reiseziel für partywütige Amis (deren Mallorca?) und Jungvolk aus aller Herren Länder, so dass die Preise für die qualitativ eher minderwertigen Zimmer ab dem 4ten Advent in die Höhe schossen. Da wir keine Lust hatten für einen sog. „Private Room“, deren Spanholzwände jedes Schnarchen und jeden Furz der Nachbarn vollsonor ertönen lassen (soviel zur Privatsphäre), dessen durchgelegene Schaumstoffmatrazen kaum für eine erholsame Nachtruhe sorgen und dessen Eingang durchs Bad mit kaltem Wasser führte, also fuer diesen Luxus wollten wir einfach keine 56$ pro Nacht berappen müssen. OK, das Frühstück war dabei, nicht unbedingt üppig und es dauerte 3 Tage bis die Dame, die es zubereitete und ich ausklamuesert hatten, dass getoastet („tostado“ - für sie gleichbedeutend mit zwiebackartig und kalt) in meiner Vorstellung eher dem entspricht was ihr zufolge unter „pan caliente“ (also warmem Brot) zu verstehen ist. Ich ersparte mir die Mühe ihr klarzumachen, dass ein wenig angebräunt noch nett gewesen wäre, aber dann wäre sie mir glaub ins Gesicht gesprungen.

 

Wir verbrachten also insgesamt eine Woche in dem Ort, in dem es leider die ganze Zeit so stark windete, dass es fast unmöglich war sich an den Strand zu legen ohne anschließend den dunklen Staub pfundweise zwischen den einzelnen Buchseiten wiederzufinden und natürlich selbst paniert wie ein Schnitzel zu sein. Deshalb nahmen wir auch keines der Shuttle-Angebote zu einem der angeblich traumhaft schönen Strände rundherum. Stattdessen profitieren wir beide vom umsonst ausgeschenkten Blindmacher bei der Ladies Night in der Iguana-Bar am Strand und gönnten uns im winzigen „Comedor La Lancha“ Languste oder Red Snapper mit Knoblauchsoße zu Schnäppchenpreisen.

 

Nach einem weiteren Reisetag in Chickenbussen und einer überquellenden Fähre kamen wir auf der Insel Ometepe in unsrem „Hostel Santa Cruz“ an und stellten gleich fest, dass wir bei der Wahl des Hostels ausnahmsweise mal ein gutes Händchen gehabt hatten, auch wenn dies hieß in ein Dorm, also einen Schlafsaal mit 5 Betten zu ziehen. Von den Schaukelstühlen und Hängematten auf der Terrasse davor hat man einen einfach traumhaften Blick auf den Vulkan Conception, den See und davor die Blütenpracht im Garten. Immer mal wieder schaut ein grunzendes Schwein vorbei oder sucht ein Hund nach Streicheleinheiten. Die Katze erschien nur beim Abendessen und erinnerte einen mit zaghaftem aber wiederholten Pfotenauflegen an ihren Anteil vom nicaraguanischen Rostbraten mit Zwiebeln.

 

 

Wir wanderten viel über die kaum befahrenen Straßen aus Zement-Pflastersteinen, rechts und links scheuchten wir dabei immer mal wieder ein freilaufendes Huhn oder ein Ferkel auf. Im „Ojo de Agua“ - dem Wasserauge, badeten wir im Vulkanmineralien-angereicherten Wasser und entspannten auf Holzstühlen am Rand. Ansonsten nahmen wir das Pizza-Angebot der Ökofarm „Zopilote“ an drei Abenden mit.

 

Der Höhepunkt war das Bullenreiten am 24ten in Balgüe. Irgendwelche armen Rinder, die bisher nur das friedliche Wiederkäuen auf der Wiese kennengelernt hatten, wurden von Lasso-schwingenden Cowboys in die wacklige Holzarena gezerrt, wo ihnen recht unsanft ein Halteriemen und ein Seil im Genitalbereich verpasst wurde. Auf die kleineren Stiere wurden auch die deutlich angetrunkenen Wichtigtuer gelassen, die Könner durften sich auf den Größeren beweisen, die wildesten schienen aber die Kühe zu sein. Und im Hintergrund immer das Getröte und Getrommel der Band und das Kreischen der Frauen, wenn's doch mal knapp wurde für einen Stierkämpfer, nix dramatisches. Zum Abschluss gönnt man sich dann ein Bier aus der Literflasche und ein „Asado“ - hier frittierte Kochbananen (tajadas) mit einer kleinen Portion gegrilltem Fleisch und einer Portion sauer eingelegtem Krautsalat drüber, wird dann mit den Fingern gegessen.

 

Nach einer sehr entspannten Woche auf diesem Insel-Idyll zogen wir für Silvester weiter nach Granada.