So, meine Lieben. Hätte mir jemand im Reisebüro erzählt, dass man bei diesem Trek mindestens 72km läuft, hätte ich mich nicht unbedingt für diese Möglichkeit nach Machu Picchu zu kommen entschieden. Da man den Inka Trail aber Wochen im Vorraus buchen muss (und er nebenbei gesagt ein Vielfaches von unserer Tour kostet), schied diese Option aus, aber wir wollten uns das Erlebnis trotzdem mühsam erwandern.
Morgens um 5.30 Uhr (Thomas meint es war 4.30 Uhr!) wurden wir abgeholt und trafen mit der restlichen Gruppe zusammen. Nach dem Frühstück in Mollepata (s. Karte) wurden wir 12 als eine Familie eingeschworen und nannten uns die TORTUGAS. Schon am ersten Tag zeigten sich in den steileren Stücken bei den Ersten Schwächen, andere wurden von blutrünstigen Insekten in Streuselkuchen verwandelt. Wir schienen durch das Training im Colca Canyon gut vorbereitet zu sein und unser Thai-Mückenspray wirkte. Abgesehen von einem kräftigen Schauer vor dem Mittagessen hielt sich das Wetter auch für die restlichen Tage trotz beginnender Regenzeit fantastisch und wir wurden mit atemberaubenden Blicken auf die schneebedeckten Gipfel von Umantay und Salkantay für jegliche Mühen belohnt. Für die eiskalte Nacht auf 3900m hatten wir uns Daunenschlafsäcke geliehen und uns mit traditionellen Mützen, Handschuhen und Wollsocken ausgestattet. Nichtsdestotrotz holte sich Thomas eine fette Erkältung und musste den Rest des Treks mit Triefnase und leichtem Fieber durchstehen. Freundlicherweise teilte er das Leiden erst nach unserer Rückkehr nach Cuzco mit mir.
Am zweiten Tag stand die härteste Etappe an. Wir wurden morgens um 5 Uhr mit einer dampfenden Tasse Kokatee geweckt (wobei wir offensichtlich gegen das deutsche Betäubungsmittelgesetz verstießen). Gott sei Dank durften wir den größten Teil unseres Gepäcks (max. 5kg pro Person!) auf die Lastpferde verladen, die auch unsere Verpflegung und die Zelte transportieren mussten. Für den Aufstieg auf den Pass auf 4650m mieteten sich die Erschöpftesten ein Reitpferd. Oben schien erstaunlicherweise die Sonne und gab ein fantastisches Panorama preis.
Nach dem obligatorischen Gruppenbild und einer optionalen Kintugabe (3 gefächerte Kokablatter) an Pachamama (Mutter Erde) gings wieder runter, zwischendurch gabs tatsächlich Spaghetti und Schokopudding zum Mittagessen. Im Camp auf 2900m gabs tatsächlich eine Dusche, die allerdings so kalt war, dass die Geräusche aus der Duschkabine bei einigen schon fast nach „Sex under the Shower“ klangen. Gruß an Sandra und Marko ;-). Aber bei Teatime mit Popkorn und Keksen wurde es wieder gemütlich.
Am nächsten Morgen kamen alle mit improvisierten Geburtstaggeschenken für Hanna zum Frühstück: Müsliriegel, Schokokekse…was man halt so entbehren konnte, es gab Ständchen auf holländisch, spanisch und brasilianisch und sogar ein Kerzchen hatte Timo aufgetrieben. Gestärkt durch ein Pancake-Frühstück gings an die letzte recht gemütliche Etappe, immer am Fluss entlang. Die Muskeln freuten sich am Spätnachmittag über die angenehmen Temperaturen in den Thermalquellen bei Santa Teresa und abends wurde beim Lagerfeuer mit dem einen oder anderen Bierchen angestoßen.
Am nächsten Morgen mussten wir an einer staubigen Straße entlang 14km in einer Höllenhitze nach Hidroelectica (einem Wasserkraftwerk) laufen, wobei unser Guide Leo ein Höllentempo vorlegte. Dafür mussten wir dann zwei Stunden auf die anderen warten, die ihren Adrenalinpegel mit mehr oder weniger steilen und langen Seilbahnfahrten (Zip-lining) über Abgründen in die Höhe pushten. Dann gings endlich die letzten 11km an den Bahngleisen entlang nach Aguas calientes auch Machu Picchu Pueblo genannt. Erst abends kurz vor dem letzten gemeinsamen Abendessen in einem netten Restaurant kam raus, dass es Leos Geburtstag war. Er bekam, klar… eine Lollipop-Bananen-Schildkröte von seinen Tortugas und der Wirt ließ einen Riesen-Pisco Sour springen.
In aller Frühe brachen wir um 4.10 Uhr auf, um ja die ersten an der Brücke zu sein, das Tor wird allerdings erst um 5 Uhr aufgemacht. Dann gings darum vor der Ankunft des 5.30 Uhr- Busses aus Aguas caliente die etwa 2000 Inka-Stufen (schön uneben und z.T einen knappen halben Meter hoch) hochgekrapselt zu sein und am Eingang, der um sechs Uhr öffnet, anzustehen. Der Tipp von Leo ein trockenes T-Shirt mitzunehmen war sehr hilfreich. Obwohl wir zu den ersten auf dem Gelände gehörten, konnten wir nicht das begehrte Foto von den menschenleeren Ruinen machen, da die Wolken reinzogen und eine schemenhafte Nebellandschaft mit Lamas entstehen ließen.
Bis wir aber dran waren mit der zweiten Fuhre von 200 Leuten den Nachbargipfel Waynapicchu um 10 Uhr besteigen zu dürfen (übrigens noch steiler als die ersten Stufen!!!), war die Sonne rausgekommen und bescherte uns einen eindrucksvollen Blick über das gesamte Gelände, die beiden Täler rechts und links und die grün bewachsenen Hügelkuppen rundherum. Die Lage macht wohl auch das Einzigartige dieser Ruinenstadt aus. Nach einer kurzen Siesta in der Sonne, schlenderten wir noch den restlichen Nachmittag durch die Anlage und ließen uns mit einem Lamababy ablichten bevor wir uns an den Abstieg über die Treppen machten. Da wir eine extra Nacht dazugebucht hatten, konnten wir die Eindrücke noch ein wenig sickern und den Abend bei einem Pisco Sour ausklingen lassen.
Die Rückreise nach Cuzco dauerte dann auch wieder den ganzen nächsten Tag mit Wanderung an den Schienen zurück, einem letzten Blick auf Machu Picchu von der Eisenbahnbrücke aus und einer Minibusfahrt über kurvige, unbefestigte Sträßchen und einem weiteren Höhenpass, wobei ein Brasilianer all seine Künste aufbrachte, damit dem Fahrer seine Augen nicht endgültig zufielen (scheint hier in Peru nicht unüblich, s. Reisebericht Colca Canyon).