Richtig viel Spektakuläres haben wir in der knappen Woche in Uruguay nicht erlebt, deshalb mal wieder ein Reisebericht mit viel Geschwalle, wie Thomas das nennen würde oder eben Hintergrundinfos.
Eigentlich wollten wir ja nur mal schnell ein paar uruguayische Pesos ziehen, um uns nach unserer Ankunft etwas zum Essen kaufen zu können, mussten dann aber tatsächlich eine geschlagene Stunde in einer nicht übermäßig langen Schlange vor dem Geldautomaten warten. Warum? Colonia ist DAS Ausflugsziel für Argentinier (und Reisende in Argentinien natürlich) um Dollar zu ziehen und diese dann auf dem Schwarzmarkt mit 50% Gewinn in argentinische Pesos tauschen zu können*. Weil aber die Fähre nach Uruguay über den Rio de la Plata nicht unbedingt günstig ist, nehmen die Argentinier wohl Kreditkarten von allen Freunden und Verwandten mit und ziehen damit so viel wie die Maschine nur ausspuckt. D.h. die brauchen dann z.T. 'ne knappe viertel Stunde um fertig zu werden. Und wenn dann eben einige vor dir in der Schlange stehen, muss man eben Hungers sterben, na ja.
Am nächsten Tag fanden wir dann das Bild von unserer Schlange übrigens in der Zeitung (uns sieht man aus dem Blickwinkel nur nicht!), der Artikel berichtete davon dass im vergangenen Monat allein in Colonia 10 Millionen Dollar gezogen wurden, durchschnittlich werden 500 Kreditkarten pro Tag dort eingesetzt. Wahnsinn!
* Die Leute, die diesen Service dort in der Fußgängerzone in Buenos Aires anbieten, nennt man netterweise „Arbolitos“, also kleine Bäumchen, weil sie so viele grüne Scheine in der Tasche haben.
Abgesehen von der Dollarquelle hat Colonia aber auch eine kleine, nachts kitschig beleuchtete Altstadt als Touristenattraktion, die von den Portugiesen gegründet wurde. Und diesen strategisch günstigen Punkt, um über den Fluss zu den vermeintlich riesigen Goldvorräten im Inneren des Kontinents bei Bolivien und Peru gelangen zu können ohne das Kap Horn umsegeln zu müssen, verteidigten sie lange gegen die Spanier. Im Sommer kommen wohl viele um an den wellenlosen Stränden im trueb-braunen Flusswasser baden zu können. Nix für uns!
In Montevideo reiht sich quasi ein prächtig gebautes Haus mit Erkern und schmiede eisernen Balkongittern an das nächste und zeugt von (ehemaligem) Wohlstand. Wir wohnten im Stadtteil Pocitos nicht weit von einem der wunderschönen weißen Sandstrände der Stadt entfernt und konnten tatsächlich auch das erste Mal seit La Serena in Chile mal wieder ein Sonnenbad nehmen. In die Altstadt liefen wir bei super Wetter einige km an der breiten Promenade am Ufer entlang. Sie gilt wohl als eine der längsten der Welt und scheint bei Jung und Alt zum Joggen und Fahrrad fahren beliebt zu sein. Oder um den Matetee zu trinken. Die Uruguayer scheinen das Matetee-Trinken noch ernster zu nehmen als die Argentinier und laufen alle immer und überall mit ihrer Thermoskanne und dem kugeligen Holzbecher mit Silberstrohhalm rum. Wir haben das bittere Gebräu nur einmal probiert und uns schmeckt's nicht. Eher gewöhnen könnten wir uns wohl an den „Chivito“, das mit Schinken, Käse, Speck und Spiegelei üppig belegte typische Steaksandwich oder auch an einen für Uruguay typischen Tannat-Rotwein.