Choroni, Chichiriviche und Coro (5. - 27. September 2013)

Auf dem Weg nach Kolumbien

 

Knappe vier Wochen, in denen wir ehrlich gesagt nicht viel erlebt haben, aber hier trotzdem ein kurzer Reisebericht als Lebenszeichen:

 

Weil's uns in Choroní so gut gefallen hatte (Strand, gute und günstige Unterkunft und Essen) sind wir von Mérida aus nochmal für 2 Wochen dort hin. Auch diesmal haben wir nette Leute getroffen, mit denen wir am Malecón (dem Kai) das eine oder andere Bier oder Cocktail genossen haben. Apropos Bier und Inflation in Venezuela: innerhalb von 4 Wochen stieg der Bierpreis für eine Dose von 13 auf 15 und dann auf 18 Bolivares (immer noch weniger als 50 Eurocent), aber das spräche für eine deutliche höhere Inflationsrate als 45%. Arme Venezuelaner!

 

Nach Friseurbesuch und einer leckeren Blutwurstmahlzeit beim „Rey de las Morcillas“ am Busbahnhof in Maracay ging's zu einem weiteren beliebten Strandort der Venezuelaner, nach Chichiriviche. Ein scheußliches Kleinstädtchen, von dem man aber Boote zu verschiedenen schönen Stränden auf vorgelagerten Inseln im Morocoy-Nationalpark nimmt. Hier füllten aber im Gegensatz zu Choroni nicht die Bootsführer die Boote mit Passagieren zu einem fixen Preis abhängig vom Ziel auf, sondern wenn man sich den Fahrpreis fürs Boot teilen wollte, musste man sich selber ein Gruppe mit max. acht Leuten zusammensuchen, was der Bootsführer-Mafia dort überhaupt nicht recht war. Oh, gelobter Sozialismus.

 

Nachdem wir 2 Tage zwischen Kronkorken und Plastikgabeln am ansonsten paradiesischen Strand mit klarem Wasser gelegen hatten, hoerten wir etwas verständnislos beim Konzert zum Tag des (sauberen) Strandes zu, denn hätten die mal lieber allen Strandbesuchern einen Beutel in die Hand gedrückt, um den Müll vor Ort auf den Inseln aufzuklauben, wär das wohl effektiver gewesen. Aber die Reichen und Schönen, die am Cayo Sombrero mit ihrer eigenen kleinen Motorjacht direkt am Strand ankern und die ganze Umgebung mit lauter Musik beschallen, stört der Dreck wohl nicht. Und von wegen, da würde kein Alkohol verkauft werden, da gab's sogar Cocktailboote.

 

Nächste Station Richtung Kolumbien war Coro, wo es fast unerträglich heiß war, 37 Grad Celsius und 85% Luftfeuchtigkeit. Puh! Aber genau das richtige Feeling für einen Besuch der Dünen vor Coro. Leider war der Ort nicht so gut dazu geeignet seine restlichen Bolivares beim Shopping loszuwerden wie erhofft. Auch der Besuch einer „Mall“ auf der zollfreien Halbinsel nördlich von der Stadt ernüchterte, denn dabei handelte es sich nicht um ein großes klimatisiertes Gebäude mit vielen Marken-Läden und vielleicht noch einem Stockwerk mit verschiedenen Fastfood-Ständen (wie der Name vermuten ließe). Nein, hier fahren die Venezuelaner mit dem Auto vor einen der Läden, die in dem heißen, staubigen und windigen Areal nebeneinander aufgereiht stehen und kaufen ihren Kühlschrank oder die Tagesdecke fürs Bett ein. Wenigstens konnten wir uns dort noch mit zollfreiem Rum und Gin eindecken.

 

Unsere Transportmittel bis an die kolumbianische Grenze waren so genannte „Por Puestos“, in der Regel uralte, schrottige Ford Mustangs (?), auf der vorne auf der Sitzbank 2 Fahrgäste sitzen und hinten nochmal drei bis vier. Für die Fahrt von Maracaibo bis Maicao teilten wir uns ein „Por Puesto“ mit zwei Kolumbianern, denen der Benzingestank aus der Lüftung zu heftig war, so dass sie darauf bestanden, dass man mit Luftkühlung statt Aircon (na ja!) weiterfuhr. Dazu mussten wir rechts ranfahren, der Fahrer zog ein Kabel quer durchs Auto und betätigte damit dann den Kontakt zum elektrischen Fensterheber, beim Beifahrerfenster musste von Hand nachgeholfen werden. Mit etwas Fahrtwind wäre das Ganze vielleicht erträglich gewesen, aber entweder stand man im Stau oder musste an einer der gefühlt siebenundzwanzigtausend Kontrollposten den Pass oder das Gepäck vorzeigen oder man wollte gar nicht, dass das Auto noch schneller fährt, weil dann alles schlingerte, die Motorhaube drohte aufzuspringen oder die wahrscheinlich neu (aber nicht professionell) eingesetzte Windschutzscheibe (ein Kieslaster, der seine Ladung stückweise über den Asphalt hüpfend verlor sorgte für stupide Überholversuch- und Abstopp-Manöver unseres Fahrers!) wieder mit einem Handtuch als Positionshalter zurecht gedrückt werden muss. Kurz vor der Grenze wedelten dann Leute mit Plastikflaschen und füllten den Autos und Lastwagen mit wahrscheinlich aus der Pipeline abgezapftem Benzin den Tank nochmal voll, denn den ließen sie sich dann an der Grenze gewinnbringend wieder absaugen. Na ja, schließlich durften wir dann an der kolumbianischen Grenze nach dem Anstehen am Ausgang (logisch!) im klimatisierten Wartesaal noch die Reise nach Jerusalem spielen: immer wieder eine Stuhlreihe aufrücken, bevor man endlich den ersehnten Stempel am Schalter bekam.

 

Tja, der Grenzübertritt fühlte sich auf jeden Fall an wie die Ankunft in der Zivilisation, der Bus nach Santa Marta wirkte gleich sehr viel moderner als Alles, in was wir in den letzten acht Wochen gesessen hatten. Aber auch hier in Kolumbien standen wir 1 Stunde in einer Polizeikontrolle, da einer versucht hatte kistenweise billigen venezuelanischen Alkohol zu schmuggeln.