Endlich, endlich! Das hatten wir eigentlich in Brasilien schon vor: einfach mal 'ne Weile an einem Strand bleiben, wo's uns gefällt und wo's günstig ist (letzteres war in Brasilien nie der Fall!), 'ne Auszeit vom Rucksackpacken und Weiterziehen.
Bis zum Mochima NP sind wir genau genommen gar nie gekommen, denn den hätten wir mit öffentlichen Transportmitteln nur schwer erreicht und waren aus Prinzip nicht bereit den für europäische Maßstäbe lächerlichen Mehrpreis für einen Privattransport zu bezahlen. Also landeten wir in dem winzigen Ort Santa Fe, wo wir eine Posada wirklich direkt am Strand bezogen und für das Zimmer mit Aircon nur wenig zahlten. Morgens konnten wir 300m weiter in den Markt gehen und für umgerechnet 1 Euro frische Obstshakes mit getoasteten Käse-Schinken-Sandwiches oder fett triefende Empanadas mit Käse, Fleisch oder Fisch gefüllt frühstücken. Der Kaffee war dort allerdings wie hier üblich nur klein, schwarz und stark gezuckert zu erhalten oder dann 1km weiter in einer Bäckerei an der Straße aus einer Espressomaschine, aber nur wenn nicht Stromausfall war. Und ab 19 Uhr war es schwierig noch etwas zu essen aufzutreiben, geschweige denn ein Bier mit normalem Alkoholgehalt.
Also zogen wir nach 4 Tagen weiter in westliche Richtung, die Explosion in einer Raffinerie bei Puerto la Cruz am Tag zuvor (deshalb wahrscheinlich derStromausfall?) hinderte unsere Reisepläne nicht, es war allerdings schon schwieriger mittags noch ein Busticket für den Nachtbus zu bekommen, bei einigen Unternehmen war schon alles ausgebucht. So was wie online buchen gibt es hier nicht und wir hatten viiiiel Zeit zu beobachten wie viel Wartezeit auch die Einheimischen in Kauf nehmen müssen, um für den nächsten Tag eine Fahrkarte zu bekommen, geht wohl erst ab einer gewissen Uhrzeit????.
Mit dem ersten klapprigen aber liebevoll verzierten Bus fuhren wir morgens um sechs in gut zwei Stunden von Maracay durch den bergigen Henri Pittier NP nach Choroni. Wir saßen ganz vorne, wo man besonders gut in den Genuss der lautstarken Musik des Busfahrers kommt, während dieser sein schnaubendes Gefährt gekonnt um die engen Kurven zum etwa 1000m hohen Pass hoch und anschließend auch wieder runter manövriert, nicht ohne vor jeder Kurve immer wieder mit Feuereifer an dem Seil mit blauem Plüschbesatz über seinem Kopf zu ziehen, um ein lautes Hupen als Warnung für den entgegenkommenden Verkehr zu tätigen.
Die anderen Fahrgäste im voll besetzen Bus hatten mitunter übrigens fast mehr Gepäck im Schlepptau als wir mit unseren riesigen Rucksäcken, nur um einen Tag am Strand zu verbringen. Da darf nämlich die Kühlbox auf Rollen nicht fehlen, um die großen Vorräte an Light-Bier-Dosen, Billig-Starkstromflaschen und 1,5l Colaflaschen mit Eiswürfeln aus großen Beuteln kühl zu halten. Das Mischgetränk wird dann aus großen Thermosbechern in der Hitze zu sich genommen. Wenn die Wellen es zulassen, stehen die Venezuelaner dann gerne den ganzen Tag mit Getränk und breitem Sonnenhut im Wasser, da darf's zwischendurch auch mal regnen, kein Problem! Leider wird wohl diese Gepflogenheit auch dafür verantwortlich sein, dass in der tückischen Brandung am Playa Grande in Choroni trotz Rettungsaktion mit viel Trillerpfeifeneinsatz ein junger Kerl ertrank und erst drei Stunden später wieder an Land gespült wurde. Uns tut die Familie leid, für die der (Kurz-)urlaub zur Tragödie wurde.
Hier in Choroni trafen wir nacheinander nochmal auf alle, die wir unterwegs in Venezuela bereits getroffen hatten: Ana und Bojana an den Angel Falls, Mario und Floriana in Ciudad Bolivar und zum Schluss auch noch Pepe und Fede, mit denen wir zu Beginn durch die Gran Sabana geholpert waren. Wir verbrachten einige nette Abende mit ausgelassener Stimmung an der Plaza am Pier, wo Einheimische ihre Autos vorfahren und die Boxenbatterie im Kofferraum mit wummernden Basstönen zum Vibrieren bringen, während tanzende Pärchen erstaunliche Bewegungen mit ihren Hüften zu Stande bringen.
Schliesslich buchten wir bei unserer sehr sympatischen Wirtin Claudia von der Posada Casa Luna eine Tour zu den Los Llanos, doch davon mehr im naechsten Reisebericht.